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Lesungstexte

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Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

die Bibel hat ein Faible für die kleinen Leute. Sie werden oft genug verlacht von den Mächtigen, den Reichen, den geistigen Überfliegern, denen, die meinen, sich alles leisten zu können. Mir fällt Tobit ein, dem alles genommen wurde und sich als Kommentar von seiner Frau sinngemäß anhören muss: „Das hast du nun von deiner Frömmigkeit, du alter Depp.“ Und ich denke an den Propheten Jeremia, der schon fast verzweifelt angesichts einer Mentalität, in der die Mächtigen ihre Netzwerke pflegen und nach dem Motto „Eine Hand wäscht die andere“ sich Vorteile verschaffen. Einer wie Jeremia stört da nur, genau wie die vielen einfachen Frommen, die zum lebendigen Vorwurf an die Eliten werden. Vorhin in der Lesung fiel der Satz „Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn.“ Ja, mit Vitamin B kann ich mich oben halten, mächtige Freunde helfen zur rechten Zeit. Aber was ist dann, wenn es nicht mehr rund läuft? Wer von den angeblichen Freunden ist dann noch da? Wir erleben es in Politik und Gesellschaft immer wieder, wie schnell jemand stürzen kann. Und dann geht das Spielchen los, sich möglichst schnell vom angeblichen „Freund“ zu distanzieren, um nur ja nicht mit in den Abgrund gezogen zu werden. Solches hat Jeremia vor Augen, und er ist da schonungslos: Ein gefallener Großer/eine gestürzte Diva gleicht einem dürren Strauch in der wasserlosen Wüste. Tantalusqualen werden ihn schütteln nach dem tragischen griechischen Sagenhelden Tantalos: Er musste in einem Teich stehen, über dem Birnenbaumzweige hingen. Jedes Mal, wenn Tantalos trinken wollte, senkte sich der Wasserspiegel. Wenn er eine Frucht pflücken wollte, wichen die Äste zurück. Zusätzlich drohte auch noch ein großer Felsbrocken auf ihn herabzufallen. Obwohl alles in greifbarer Nähe schien, so war Tantalos doch zu ewigem Durst und Hunger verdammt. – Vielleicht fragen Sie sich, ob Jeremia hier die Wirklichkeit nicht zu schwarzmalt, es sich zu einfach macht mit seiner Einteilung in gut und schlecht. Ich sehe Jeremia da durchaus als Realisten. Schließlich werden die, die nicht auf ihn hören nach Babylonien in die Verbannung ziehen und als Entwurzelte ihr Leben fristen müssen. So gesehen ist Jeremia am Puls der Zeit. Und mit den Ohren eines Menschen des 21. Jahrhunderts gehört gleicht unser Leben ja auch eher dem Tanz auf einem Vulkan, der bald ausbricht als einer fröhlichen Party: Die Spannungen in der Gesellschaft werden größer, der Klimawandel fordert seinen Tribut, weltpolitische Konflikte können eskalieren, und auch persönlich kann es von einem Moment auf den anderen vorbei sein mit dem schönen gesunden und glücklichen Leben. Zum Glück hat es die Natur so eingerichtet, dass wir Menschen Meister im Verdrängen von unbequemen Wahrheiten sein können, sonst würde manch einen die Verzweiflung packen.

Schwestern und Brüder,

Jeremia wäre nicht Jeremia, wenn er uns nicht auch ein Hoffnungsbild anbieten würde, ein Bild, das jedem einleuchtet, der schon einmal in den Wüsten des Heiligen Landes unterwegs war. Plötzlich steht man mitten in der Wüste im Grünen, weil Wasser zu Tage tritt und einen Bachlauf bildet. Bäume wachsen, denen auch eine Dürre nichts anhaben kann, weil die Wurzeln bis ins Grundwasser reichen. So ein landschaftliches Idyll nimmt Jeremia zum Bild für einen Menschen, der in der unendlichen Ressource Gott verwurzelt ist: Da kann wirklich kommen, was mag: Die Blätter bleiben grün und andere können sogar von den Früchten kosten und sich stärken. Letzten Mittwoch war der Gedenktag einer ziemlich unbekannten Heiligen. Sie lebte von 1870 bis 1947 und trug den Namen Josephina Bakhita. Sie war von Sklavenjägern im Sudan entführt worden und wurde anschließend mehrfach weiterverkauft. Es waren Qualen, die die junge Frau erdulden musste. Schließlich kam sie – immer noch Sklavin – nach Italien und musste als Kindermädchen arbeiten. Wegen Geschäftsreisen der Eltern wurden Bakhita und Mimmina in die Obhut der Canossianerinnen in Venedig gegeben. 1890 ließ sich Bakhita auf eigenen Wunsch hin taufen und nahm den Namen Josefina an. Nach ihrer Rückkehr forderten die Michielis Bakhita zurück, doch diese weigerte sich. Erst ein italienisches Gericht stellte fest, dass Bakhita gesetzlich nie versklavt gewesen und daher frei sei. Ihr Wunsch, Ordensschwester zu werden, wurde zunächst aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe abgelehnt. Erst mit Kardinal Agostinis Unterstützung konnte sie bei den Canossianerinnen eintreten und 1896 ihre ewigen Gelübde ablegen. Als Klosterpförtnerin hatte sie Kontakt zu vielen Menschen und wurde für ihre Fröhlichkeit geschätzt. Nach ihrem Tod am 8. Februar 1947 strömten Tausende zu ihrem aufgebahrten Leichnam, um ihren Respekt zu bekunden. Ja, diese Frau war eine, die wie ein Baum am Wasser gepflanzt war. Sie hörte nicht auf Frucht zu tragen. Heute ist sie Patronin des Sudan und des Südsudan. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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