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Lesungstexte und Predigt zum Fest der Hl. Familie

Die Schrifttlesungen zum Fest der hl. Familie B 20 finden Sie hier. 

Predigt zum Fest der hl. Familie B 20 (Sonntag, 27.12.): 

Schwestern und Brüder

bei der Vorbereitung auf diesen Gottesdienst bin ich auf Gedanken von Reinhard Kleinewiese zum heutigen Festtag gestoßen. Und diese Gedanken haben mich so bewegt, dass ich beschlossen habe, sie Ihnen weiterzugeben. Kleinewiese schreibt: „Wenn der arabisch-amerikanische Dichter Kahlil Gibran von Ehe, Partnerschaft und Familien spricht, dann wählt er ein starkes Bild: Liebe – das ist ein zitterndes Glück.

Einerseits zeigen die Entwicklungen in Europa, dass die Zahl der (kirchlichen) Eheschließungen zurückgeht und Menschen sich deutlicher in freien, offenen Partnerschaften binden. Auch die Geburtenzahl sinkt; Ehen halten im Schnitt 15 Jahre und immer mehr Ehen scheitern offen nach dem Fest der Silbernen Hochzeit. Überraschend: Eine US Studie zeigte, dass religiöse Paare mit einem persönlichen Glauben und Bezug zu einer Kirche um 50% länger halten. Patchwork-Familien nehmen deutlich zu, ebenso

wie Single-Haushalte ohne Väter…

Andererseits ist die Sehnsucht nach einer Familie ungebrochen hoch: Für gut 80% der deutschen Bevölkerung ist sie das wichtigste Gut – der Verlust des Partners oder der eigenen Familie durch Zerwürfnisse bedeutet dagegen größtes Unglück.

Auch für junge Menschen wird die Familie immer wichtiger. Viele träumen von einem intakten Familienleben und besetzen diesen Wunsch mit viel Energie. 62% der Eltern sagen: Kinder sind für uns ein Lebensinhalt, für den es sich lohnt zu leben; und von den gut 13000 Priestern in Deutschland sagen 80%: Mein Leben, meinen Glauben und meine Entscheidung, Priester

zu werden, verdanke ich meiner Familie.

Der heilige Augustinus würde sich an dieser Stelle gut zu Wort melden können mit seiner These: Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.

Großeltern kommt im Mehrgenerationenhaus eine besondere Bedeutung zu: Sie sind oft Anlaufstelle, Bindeglied und Vermittler zwischen den Generationen. Von den Omas und Opas lernen die Kleinen oft die Geheimnisse, Fallstricke und sinnerfüllten Momente des Lebens; zudem ist die Großmutter

oft die erste „Priesterin“ für die Kleinen, denn sie lebt aus ihrer Verwurzelung mit Bibel und Bräuchen der Kirche.

Weit entfernt von einer Heile-Welt-Idylle sind Jesus und die Heilige Familie, wie sie uns die biblischen Geschichten vorstellen: Obdachlosigkeit und Flucht, Vertreibung und Herbergssuche, Nacht und Kälte – und dazwischen die kleinen Momente eines ungeahnten, aber tief geschenkten Glücks. Ungünstige Bedingungen für ein kleines Menschenkind; fast könnte man meinen, diese traumatischen Erlebnisse wird es nie in eine geglückte Lebensstrategie verwandeln können. Dazu hat der Kleine seinen ganz eigenen Kopf, entwischt seinen Eltern auf dem Weg nach Jerusalem und stellt neunmalklug klar, wie sein zukünftiges Zuhausesein aussieht. Die biblischen Geschichten zeichnen ein eher befremdend-distanziertes Verhältnis zu seinen Eltern, das sich auch später noch weiter durch sein erwachsenes Handeln ziehen wird. Gehorsam auch, aber dann wieder auf ganz eigenen Wegen, wird er sich ganz dem Willen seines Vaters im Himmel und der Liebe beugen.

Nein – das Fest der Heiligen Familie ist eben nicht das Fest der heilen Familie. Da geht es eben auch um Spannungen, die ausgehalten und ausgetragen werden; es geht um Konfrontation und Werthaltungen; Unverstandenes und Unverständliches treten ebenso hervor wie Liebe und Hingabe. Darin bleiben sich alle Familien treu: Damals wie heute. Aber dieses Fest heute hat mit etwas ganz Entscheidendem zu tun: Mit durchgehaltener Treue – trotz und mit allen Erfahrungen. Es hat zu tun mit der tiefen menschlich-religiösen Erfahrung, dass die Beziehungen dieser Familie untereinander alle von Gott her und auf ihn hin gestaltet werden. Es hat zu tun mit dem tiefen JA zu Gottes Abenteuer mit den Menschen und mit der Offenheit für weitere ungewöhnliche Pläne Gottes mit uns. Schwierigkeiten werden an- und ausgesprochen und nicht unter den Teppich gekehrt. Krisen werden durchlebt, bis sich eine neue Chance daraus ergibt.

Getragen von einer spürbar erfahrenen Gegenwart Gottes, wächst ein glaubendes Vertrauen, an dem letztlich auch Schmerz und Leid und auch der Tod zerbricht.

Was bleibt?

Was bleibt, wenn die Kinder eigene Wege gehen?

Was bleibt, wenn die Jungen ausziehen?

Was bleibt, wenn sie ihr eigenes Leben führen?

Was bleibt, wenn wir als Eltern zurückbleiben?

Es bleibt: unser Wort. Du findest eine offene Tür, selbst wenn du sie zugeschlagen hättest.

Es bleibt: unsere Sorge. Dein Leben bleibt uns wichtig und wertvoll, auch wenn wir dich in deine eigene Verantwortung losgelassen haben.

Es bleibt: unsere Zuwendung. Du sollst wissen – auch wenn wir vielleicht nicht immer akzeptieren könne, was du entscheidest und tust – Du bist und bleibst immer unsere Tochter, unser Sohn.

Es bleibt: unser Gebet. Das auch dann noch eine Brücke schlägt, wenn einer von uns sie abgebrochen haben sollte. Das auch dann noch einen eigenen Weg findet, wenn einer von uns ihn blockieren möchte.

Das bleibt, mein Sohn, meine Tochter: Du bleibst, auch wenn du nicht immer bei uns bleibst – und das sollst du wissen!

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

Aktuelle Informationen: