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Lesung, Evangelium und Predigt zu Weihnachten 2020

Die Schrifttexte zur Weihnacht 2020 finden Sie hier.​​​​​​​

Predigt zu Weihnachten 20:

Schwestern und Brüder,

zwei, die an keiner Weihnachtskrippe fehlen, habe ich heute dabei. Ich hab sie extra aus unserer Krippe hier in der Kirche stibitzt: Ochs und Esel. Diese beiden stehen an der Krippe, obwohl sie in der Bibel gar nicht vorkommen und bei uns eher schlecht beleumundet sind: „blöder Ochse“ und „dummer Esel“ sagen viele gerne. Und doch: In den ältesten künstlerischen Darstellungen der Geburt Jesu sind sie dabei und nicht Maria und Josef. Seltsam. Hintergrund ist wie so oft ein Satz aus dem Alten Testament, den die Kirche auf Jesus hin gedeutet hat. Im Buch Jesaja steht: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis.“ (Jes 1,3) Ursprünglich wollte Jesaja mit diesem Satz die Verantwortlichen seines Volkes im 8. Jahrhundert kritisieren, dass sie dümmer seien als ihre Haustiere. Die würden nämlich wissen, wo sie hingehören, Israel aber hat vergessen, dass sie dem Herrn gehören. Das ist harter Tobak, so ein Tiervergleich, aber er hat die Kirchenväter inspiriert: Der Ochse, oft mit einem Joch dargestellt, wird zum Bild für Israel, der Esel zum Bild für die Heidenvölker, also für uns. Beide sind an der Krippe versammelt und haben da ihren Platz: Die aus dem Judentum, die gut paulinisch, vom Joch des Gesetzes befreit sind und wir, die wir Jesus als Gottessohn erkannt haben. Kunsthistorisch dauert es übrigens bis ins 6. Jahrhundert, bis wenigstens Maria an der Krippe dargestellt wird und Ochs und Esel dahinter zurücktreten. Aber lassen wir doch heute einfach mal Ochs und Esel die Predigt halten, und hoffen wir, dass sie nicht „für die Katz“ ist:

  • Ochs und Esel sagen uns: Bei Gott hat die ganze Welt und haben alle Völker Platz. Alle sind willkommen, nicht nur „die da oben“ sondern auch die kleinsten und schwächsten. Gerade der Evangelist Lukas, aus dem auch die Szenerie mit dem Stall von Betlehem stammt, schildert das in seinem Evangelium so eindringlich, dass Jesus der Freund der Sünder ist, der Schwachen und Kranken, der Verachteten und an den Rand gedrängten. Gerade in diesem Coronajahr möchte ich das ausdrücklich betonen: Ich sehe da die alten Menschen in den Seniorenheimen genauso wie die vielen Pflegekräfte, alle, die Weihnachten heuer allein feiern müssen,  die Trauernden und alle, denen ihre Sorgen schwer wie Blei auf der Seele liegen. Für sie ist Gott Mensch geworden.
  • Ein zweites: In unseren Krippen stehen Ochs und Esel harmonisch nebeneinander. Ein Bauer zur Zeit Jesu hätte sich bei diesem Bild die Haare gerauft, Ochs und Esel nebeneinander tut nicht gut! Denn Ochs und Esel passen nicht zusammen. Es gibt eine eigene Anweisung im Buch Deuteronomium, die besagt: „Du sollst Ochs und Esel nicht zusammen vor den Pflug spannen.“ Und im Besuch wird eine schlechte Ehe, wo beide Partner ständig im Clinch liegen, gar mit dem Bild von Ochs und Esel beschrieben. Und bei unseren Krippen: Harmonie pur. Die Vision einer Welt, wo jeder und jede leben kann, wo niemand den andern übers Ohr haut, ist im Stall von Betlehem schon Realität – durch das Kind, das da in der Krippe liegt: Es versöhnt.
  • Bleibt noch ein dritter Gedanke: Ochs und Esel kennen ihren Herrn, ja, aber viele Menschen wissen nicht mehr, wo sie hingehören. Sie laufen allen möglichen Trends nach und werden leichte Beute jener, die nicht ihr Glück sondern nur ihr Geld wollen. Der Weihnachtstag heute ruft uns zu: Kommt zur Krippe, kommt zum Kind. Er ist da, um dich zu beschenken.

Schwestern und Brüder,

Ja, so ist das mit Ochs und Esel im Stall von Betlehem: Sie stehen für die ganze Menschheit, ja die ganze Schöpfung. Sie stehen für Frieden und Versöhnung – eine ganz neue Welt. Und sie stehen für Bodenhaftung, weil sie wissen, wo sie hingehören. So werden Ochs und Esel für uns zu Vorbildern im Glauben. Wer sich ihnen nahe weiß, ist auch Jesus ganz nah. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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