Seit 1824 machen sich alljährlich Menschen aus Heng und Umgebung zur Fußwallfahrt nach Gößweinstein inmitten der Fränkischen Schweiz auf, dem größten Dreifaltigkeitswallfahrtsort in Deutschland. Der genaue ursprüngliche Anlass ist nicht bekannt, es wird vermutet, dass das Wallfahrtsversprechen mit Volkskrankheiten und Viehseuchen der damaligen Zeit zusammenhängt. Heute gehe es den Teilnehmern darum, Gottes Hilfe und Segen zu erbitten, Kraft für das Leben zu erlangen, Gemeinschaft zu erleben und den Glauben zu stärken.
Im vergangenen Jahr übergab der bisherige Wallfahrtsführer Karl Schechinger nach 35 Jahren die Leitung an die beiden neuen Wallfahrtsführer Angela Mederer und Wolfram Sigl. Diese gestalteten anlässlich des Jubiläums mit sehr großem Engagement ein neues Wallfahrtsbüchlein mit Gebeten, Psalmen, Fürbitten und Liedern und legten dabei Wert darauf, diese dem Zeitgeist anzupassen und dennoch Traditionen zu bewahren.
200 Jahre gibt es die Henger Fußwallfahrt nach Gößweinstein nun schon, und entgegen allen schlechten Wetterprognosen war die Jubiläumswallfahrt vom 23. bis 26. Mai 2024 mit bestem Wetter ausgestattet und erfreute sich auch einer deutlich gestiegenen Teilnehmerzahl.
43 Fußgänger im Alter von 12 bis 75 Jahren sowie 9 Radfahrer nahmen an der Wallfahrt teil, 17 davon begannen die Fußwallfahrt am Donnerstag um 4 Uhr von der Henger Kirche St. Jakobus aus und pilgerten betend und singend den 43 km langen Weg bis Bühl. Sie übernachteten im dortigen Pfarrheim auf Feldbetten, die von Mitgliedern der Rot-Kreuz-Gruppe Postbauer-Heng extra aufgestellt und wieder zurücktransportiert wurden. Gerne nahmen einige Wallfahrer auch den hervorragenden Service der Rot-Kreuz-Gruppe zur Versorgung ihrer ersten Blasen oder Gelenkschmerzen wahr. Am Freitag stieß die zweite Wallfahrergruppe per Bus dazu und es wurden gemeinsam die restlichen 25 km von Bühl bis Gößweinstein zu Fuß zurückgelegt, die letzten Kilometer wie seit vielen Jahren von der Blaskapelle Eppelein begleitet. Am Samstag fand der Wallfahrergottesdienst in der nach den Plänen von Balthasar Neumann erbauten Barock-Basilika in Gößweinstein statt, wie seit längerem üblich, zusammen mit der Wallfahrergruppe aus Sindlbach und der Blaskapelle aus Pavelsbach. Es folgten ein gemeinsamer Kreuzweg auf den Kreuzberg sowie eine Marienandacht. Zu später Stunde um 22:30 Uhr versammelten sich die Henger Wallfahrer im Freien vor der Mariengrotte noch zu Taizé-Gesängen. Viele Menschen reisten wieder mit dem Bus nach Gößweinstein nach, insbesondere ehemalige Wallfahrer, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so lange Stecken laufen können. Am Sonntag, dem Dreifaltigkeitssonntag, wurden der 25 km lange Rückweg bis Bühl zu Fuß und der Rest des Weges mit dem Bus bis Postbauer-Heng zurückgelegt. Die Pilger zogen mit der Blaskapelle Eppelein in die Pfarrkirche St. Elisabeth ein, wo die Wallfahrt mit einem feierlichen Gottesdienst beendet wurde.
Helga Müller wurde für ihre 25-jährige Teilnahme geehrt. Außerdem erhielt Pater Herbert Gimpl Glückwünsche und eine kleine Aufmerksamkeit zu seinem 50. Priesterjubiläum, der sehr viele Jahre die Henger Fußwallfahrt begleitet hatte.
Ein Neuling unter den Wallfahrern meinte abschließend, die Henger Fußwallfahrt war ein schönes und ergreifendes Erlebnis, spirituell wie auch in konditioneller Hinsicht, und sei auf jeden Fall eine Wiederholung wert.