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Lesungstexte

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Predigt zum 3. Fastensonntag

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

stolz sind sie, die Juden zur Zeit Jesu, auf ihren Tempel in der Hauptstadt Jerusalem. Herodes der Große hat sich da nicht lumpen lassen. Das Beste war gerade gut genug. „46 Jahre wurde an ihm gebaut“, hörten wir gerade im Evangelium, und Herodes der Große war schon längst tot, als der Tempel endlich fertig war. – Symbol der Einheit, des Reichtums, der Souveränität des jüdischen Volkes. Im Jahr 70 war es damit vorbei. Römische Truppen unter dem späteren Kaiser Titus machten ihn dem Erdboden gleich. Dennoch beeindrucken schon seine Ruinen dermaßen, dass man seine Wirkung auf die Menschen damals kaum überschätzen kann. Die Macht des Gottes Israels lag förmlich in der Luft. Logisch, dass Pilgerinnen und Pilger auch als Kunden gesehen wurden, logisch, dass rege gehandelt wurde, logisch, dass es zuging wie in einer Bahnhofshalle, nicht anders als heute in den großen Kirchen der Christenheit. Jesus macht da nicht mit. Der Zorn packt ihn und treibt ihn zur Attacke: „Macht dieses Haus nicht zu einer Markthalle!“, ruft er. Alle vier Evangelien berichten uns von dieser Szene. Markus, Matthäus und Johannes legen sie in die Woche vor dem Tod Jesu. Und Johannes, dessen Version wir gerade gehört haben, stellt sie ganz an den Anfang des Wirkens Jesu. Sie folgt fast unmittelbar auf die Hochzeit zu Kana, hat also bei ihm programmatische Bedeutung: Er selbst ist der Tempel des neuen Bundes, Ort der Gegenwart Gottes in dieser Welt. Und er wird, anders als der Tempel aus Stein, nach der Zerstörung wieder da sein: Als Auferstandener, zu dem auch wir als Kirche gehören. So gesehen geht es im Evangelium auch um uns, um unser Christsein. „Als Tempel des Heiligen Geistes“ sind wir kostbar. Und doch sind in uns wiederstrebende Interessen am Werk. In unserer Seele hat sich viel Gerümpel angesammelt, viel Zweitrangiges fordert Platz und Zeit. „Was habe ich davon?“ ist einer Frage, die von einem Händlerherzen zeugt. „Was bringt mir das?“, ist die andere. Jesus will den Tempel unseres Herzens reinigen, und er ist auch in der Kirche am Werk. Der Theologe Hans Küng hat einmal geschrieben: „Die wahrhaftige Kirche ist nicht nur ein Programm. Sie ist Wirklichkeit, die Ungezählte leben. Von außen lässt sie sich nur bedingt erkennen. Dass es sie gibt, muss man denen glauben, die sie erfahren haben. Doch die Wahrhaftigkeit, die in der Kirche da ist, ruft nach der, die da sein könnte. Die wahrhaftige Kirche ruft nach der Bekehrung der unwahrhaftigen, was wir uns nicht so einfach vorstellen dürfen: denn wir selber, ich selber gehöre immer wieder zur wahrhaftigen und unwahrhaftigen Kirche, und von uns selber, von mir selber ist diese Bekehrung immer wieder gefordert. In der Kirche geht nichts ohne den Einzelnen und die Wahrhaftigkeit des Herzens“

Schwestern und Brüder,

manche meinen, dass Jesu Geist der Unordnung ist. Das Gegenteil stimmt: Er stellt die Ordnung wieder her, so wie Gott sich seine Welt vorgestellt hat. Unser Herz ist der Ort, an dem die Auseinandersetzung des Geistes Jesu und des Geistes dieser Welt täglich neu ausgekämpft wird. Eine Welt, in der alle nach den Geboten Gottes leben, ist so eine liebenswerte Welt. Weil Gott uns die Freiheit geschenkt hat, sollen wir sie halten. Sie sind keine Unterdrückung unseres freien Willens, sondern stecken Raum ab, damit wir leben können. In der Bibel sind diese zehn Weisungen mit höchstmöglicher Autorität ausgestattet: Mose hat sie direkt vom Mund Gottes gehört und in Stein gemeißelt, unverrückbar. Zehn Worte zum Leben, gegen Ausbeutung, gegen Unterdrückung, gegen Ökonomisierung aller Lebensbereiche, gegen das Denken von Nützlichkeit und Berechnung, gegen Verfügbarkeit und Willkür. Worte für das Leben eben.

Die Pracht des Jerusalemer Tempels ist nicht mehr. Trümmer sind geblieben. Und doch hat jüdischer Glaube überlebt, weil er sich transformiert hat. So wird es auch mit unserer Kirche sein: Ihre Gestalt verändert sich. Nicht Pracht ist dann Zeichen der Gegenwart Gottes sondern Schwäche: Der Gekreuzigte weist uns den Weg der Erneuerung: Nicht höher, besser, weiter, sondern hinab zu denen, die gerade unten sind. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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