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Lesungstexte

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Predigt zum Fest der Hl. Familie

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

was Familie für einen Orientalen bedeutet, ging mir so richtig auf während einer Pilgerreise nach Jordanien vor einigen Wochen. Unser Guide Khalil Omar führte das Wort Familie ständig im Mund. Und man merkte ihm an: Familie ist das Netz, das trägt. Familie ist Sicherheit in unsicheren Kontexten. Familie ist Rettung auch in Krankheit und Not. Einmal sagte er zu mir: „Habibi, Deutschland ist ein armes Land, wenn Kinder sich nicht um ihre kranken Eltern kümmern.“ Dieser Satz ist mir nicht mehr aus dem Gedächtnis gegangen. Khalils arabischer Blick auf unser Land war eine messerscharfe Analyse. Geht in den arabischen Ländern Familie vor allem, so sieht hier bei uns die Wirklichkeit ganz anders aus. Das muss man wissen, wenn man die Bibel liest, die zur Gänze aus dem orientalischen Kontext stammt. Das Buch Genesis zeichnet Abraham als so einen Orientalen. Die Lesung eben ist ein etwas zusammengestückelter Text. Die ersten sechs Verse sind dem 15. Kapitel des Buches Genesis entnommen, die letzten drei dem 21. Kapitel. Zwischen der Ankündigung an Abraham, dass er in hohem Alter noch Vater werden sollte und der Erfüllung, liegen nicht nur ein paar Seiten Bibel sondern viele Jahre des Zweifels und Suchens Abrahams. In seiner Not, keine Nachkommen zu hinterlassen, zeugt er sogar mit Saras Magd Hagar den gemeinsamen Sohn Ismael, aber den biblischen Autoren ist vor allem eines wichtig zu betonen: Gott ist treu. Er hält, was er verspricht, damals und auch heute. Höhepunkt der ausgelassenen Kapitel in unserem Lesungstext ist der Besuch der Männer an den Eichen von Mamre. Da zeichnet sich ab: Die Erfüllung der Verheißung ist nicht mehr weit. Die Ehe Abrahams weitet sich hin zur Familie. Aber Abrahams Familie bleibt eine ungewöhnliche Familie. Abraham soll seinen eigenen Sohn opfern, und er gehorcht, so stark ist sein Glaube, dass Gott ihm das geliebte Kind nicht nehmen sondern neu schenken wird. Es gibt Deutungen der Erzählung, dass hier etwas Allgemeingültiges gesagt wird: Nur wenn Eltern ihr Kind loslassen, es freigeben, erwachsen werden lassen, bekommen sie es wieder neu geschenkt.

Die Bibel sagt: Gott wirkt hinter der Geschichte und hat durchaus Phantasie, seine Pläne zu verwirklichen. Da benennt er eben einmal flugs den Protagnisten der Erzählung um. Am Anfang unserer Lesung hieß der Abram, am Ende wurde Abraham daraus, Vater der Menge. Wieder so eine biblische Spielerei, die den Namen zu einer Wesensaussage für den Macht, der ihn trägt.

Schwestern und Brüder,

Juden, Christen und Muslime werden zusammen auch die abrahamitischen Religionen genannt, weil sie sich alle drei auf Abraham als Stammvater der Glaubenden berufen. Dieser Focus auf Abraham ist eine große Chance für den interreligiösen Dialog. Das hat man in Berlin erkannt. Dort wächst seit 2011 etwas weltweit Einmaliges: Juden, Christen und Muslime bauen gemeinsam ein Haus, unter dessen Dach sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee befinden. Ein Haus des Gebets und der interdisziplinären Lehre. Ein Haus der Begegnung, für ein Kennenlernen und den Austausch von Menschen unterschiedlicher Religionen. Ein Haus auch für die, die den Religionen fernstehen. Papst Franziskus wird nicht Müde von der Erde als gemeinsamem Haus der Menschheitsfamilie zu sprechen. Und seit Papst Johannes Paul II. war es für alle Päpste essenziell neben der innerchristlichen Ökumene den interreligiösen Dialog zu suchen und das Friedenspotenzial der Religionen zu heben. Wie bitter nötig das ist, sehen wir an der Weltlage, wo Religion für Abgrenzung und Feindschaft manipuliert wird. Abraham ist hier nicht kleinster gemeinsamer Nenner sondern Chance, das Miteinander aus der Großzügigkeit Gottes heraus zu gestalten. Amen

Schriftlesungen zum Jahresschluss 2023: Jes 58,6-11 und Mt 25,31-46

Predigt zum Jahresschluss 2023:

Schwestern und Brüder,

Der Naturfilm-Klassiker „Die Wüste lebt“ von Walt Disney aus dem Jahr 1953 ist für mich einer der prägenden Filme meiner Kindheit geworden. Ausgedörrte, tote Wüste verwandelt sich nach einem Regenguss in ein grandioses Blütenmeer. Plötzlich ist alles bunt, wo vorher eintöniges Grau und Braun war. Fast von jetzt auf gleich geschieht diese Verwandlung. Merke: Wasser auf Wüstenboden ist gleich blühendes Land. Wüste ohne Wasser ist gleich Dürre. Die Menschen der Bibel kennen diese Gleichungen. Sie wissen um die Gefahren der Dürre in der Wüste. Und sie freuen sich an plötzlichem Grün, das Abwechslung bietet im lebensfeindlichen Wüstenumfeld. Der in der Tradition Jesajas schreibende Prophet spricht den im Exil Lebenden Trost zu. Er gibt ihnen Gottes Verheißung ebenso mit wie auch eine ganz klare Ansage: Fasten ist nicht Selbstkasteiung und Verzicht, das wäre viel zu einfach. Biblisches Fasten ist ganz etwas anderes: Fesseln lösen, Hungrigen das Brot brechen, Unterjochung ein Ende machen. Kurz: Solidarisch leben ist dran und ist in Gottes Augen wohlgefällig. Alles andere zählt nicht vor Gott. Und dann kommt im Lesungstext ein wunderbares Bild: Wer so lebt, der gleicht „einem bewässerten Garten, / einer Quelle, deren Wasser nicht trügt.“ Was ein bewässerter Garten ist, weiß ich. Aber was hat es mit der Quelle auf sich, „deren Wasser nicht trügt“? Da bietet die Literatur mehrere Deutungen an: Eine trügerische Quelle ist eine, die im ersten Moment bei Graben Wasser gibt, die sich aber dann immer weiter zurückzieht. Und: Eine trügerische Quelle kann auch eine sein, deren Wasser vergiftet ist. Jesaja nennt also Menschen, die für das Miteinander einstehen, erfrischend wie eine Quelle, einen Ruheplatz wie einen fruchtbaren Garten, wo man sich einfach wohlfühlt. Solche Menschen sind tief in der Quelle Gott verwurzelt und tun ihrer Umgebung gut. Zum Glück haben wir hier in unserer Pfarrgemeinde jede Menge solcher Menschen: Solche, die sich für alt gewordene Nachbarn einsetzen, Fahrdienste übernehmen oder einkaufen, Pfarrgemeinderats- und Kirchenverwaltungsmitglieder, die brennen, Kirchenmusikerinnen und -Musiker, denen man anmerkt, dass sie aus der Tiefe Gottes schöpfen, Kinder und Jugendliche, die als Minis, als Gruppenleiter, als Sternsingerinnen und Sternsinger sich einsetzen, Menschen, die im Mesnerdienst Erfüllung finden oder hinter den Kulissen segensreich wirken. Nicht zu vergessen alle, die hauptberuflich sich einsetzen. Wie immer in christlichem Kontext gilt: Es geht nicht um uns, um Selbsterhalt und schmoren im eigenen Saft. Es geht um die Menschen, für die wir da sind.

Schwestern und Brüder,

als Evangelium in diesem letzten Gottesdienst des Jahres 2023 haben wir Jesu Rede vom Weltgericht im Matthäusevangelium gehört. Jesus gibt uns mit: Alle Menschen, egal welchen Glaubens, werden einmal nach ihrer Barmherzigkeit gerichtet. Und so ist auch eine Révision de vie angesagt anhand der Kriterien, die Jesus uns mitgibt: Wo haben wir Hunger und Durst von Seele und Leib gestillt und gesättigt? Wo haben wir Gottes Willkommen gelebt? Wo haben wir uns geweigert, andere bloßzustellen? Haben die Kranken bei uns den Stellenwert, der ihnen gebührt? Wo sind wir da für Menschen, die in Teufelskreisen gefangen sind? Wo haben wir weltweite Solidarität gelebt durch einen nachhaltigen Lebensstil?

Die Worte Jesu bleiben, sie sind auch für 2024 da und bleiben Maßstab für unser Leben als Christinnen und Christen. Als Pfarrgemeinde sind wir eben kein Verein sondern haben einen ganz anderen Auftrag: Raum zu eröffnen, dass Menschen Christus erleben können in allen vier Grundfunktionen von Kirche, ob Verkündigung, Liturgie, tätige Nächstenliebe und Miteinander unterwegs sein. Dann finden Menschen auch wieder hin zur Kirche, wenn sie wie ein bewässerter Garten in den Wüsten unserer Städte wirkt, wie eine Quelle, deren Wasser zuverlässig erfrischt. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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