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Lesungstexte

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Predigt zum 2. Fastensonntag

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

Wien ist immer eine Reise wert. Prater und Naschmarkt, Oper und Burgtheater, die Ringstraße und Schloss Schönbrunn, die Hofburg und der Stephansdom oder gleich der Zentralfriedhof – Zu entdecken gibt es mehr als genug. Unweit eben des Stephansdoms sieht man ganz unscheinbar an der Ecke eines Palais Überreste eines Baumstamms, in den unzählige Nägel geschlagen sind. Heute kann man keine mehr dazufügen, weil eine Glashülle den „Stock im Eisen“ schützt. Seit dem 16. Jahrhundert haben Menschen Nägel in den Stamm getrieben. Zuletzt waren es Handwerker auf der Walz, die so dokumentierten: Ich war in Wien. Junge Leute, die sich nach der Ausbildung auf den Weg in Welt machen, sind für mich abrahamitische Existenzen, Menschen des Aufbruchs, Menschen des Wagnisses, Menschen des Vertrauens in das Leben. Schauen wir einmal auf diesen Abraham selbst: Nur auf den Ruf Gottes hin hat er sich auf den Weg gemacht, sein gewohntes Umfeld verlassen. Zusammen mit seiner Frau Sara und seinem Neffen Lot wagt er den Aufbruch ins Unbekannte und beweist so jede Menge Mut und Gottvertrauen. Es wird ihm von Gott noch mitgegeben, dass er ein Segen sein solle. Wenn Gott sein Hirte war, dann solle auch er so etwas wie ein Hirte für seine Familie sein. Und Abraham ist nicht enttäuscht worden. Nach langen Jahren des Wartens erblickte sogar der verheißene und heißersehnte Sohn das Licht der Welt. Und plötzlich begegnet Abraham einem ganz anderen, einem dunklen, bedrohlichen Gott, einem Gott, der auf den ersten Blick Unmenschliches von Abraham fordert, nämlich ihm den geliebten Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen. Und Abraham ist bereit, genau das zu tun. Die Dramatik im Text war kaum zu überhören. Abraham hat schon sein Messer gezogen, um seinen Sohn zu schlachten, da erst greift Gott ein. Rettung in letzter Sekunde für Isaak! Deutungen dieser Erzählung gibt es viele, etwa die, dass Gott hier zeige, dass er keine Menschenopfer wolle. In die Liturgie des zweiten Fastensonntags hat es der Text deshalb geschafft, weil der Rote Faden der Schriftlesungen das Thema Hingabe ist: Abraham ist bereit, sein Liebstes zu geben, so wie Gott im Neuen Bund bereit ist, seinen eigenen Sohn zu geben. Und auf dem Berg der Verklärung wird Jesus und werden die Apostel vorbereitet auf das, was in Jerusalem passieren wird: Tod und Auferstehung Jesu. Mit leuchtet eine eher psychologische Sicht auf das, was da auf Moriah passiert, am ehesten ein. Nicht Festhalten bringt Glück sondern die Haltung der leeren Hände: Nur Eltern, die ihre Kinder loslassen, bekommen sie auf neue Weise zurückgeschenkt. Liebe ist nicht Klammern und Erdrücken, Liebe ist Freiheit. Das musste nicht nur Abraham lernen, das müssen Menschen bis heute immer neu lernen. Ein Zug unserer Zeit scheint das Um-Jeden-Preis-Festhalten zu sein, da nehme ich mich gar nicht aus. So nach dem Motto „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“ Dabei schafft Loslassen erst wirklich Raum für Neues. Auch als Kirche stehen wir vor der Herausforderung Altes loszulassen und uns neu beschenken zu lassen. Neulich habe ich in einem Buch davon gelesen, dass es für viele mit der Kirche sei wie mit einer Thermoskanne: Wärmend nach Innen und kalt nach außen. Diejenigen, die mit den Ritualen, Liedern, Gebeten, mit der ganzen kirchlichen Geheimsprache vertraut sind, fühlen sich gewärmt. Die anderen, die nach einem Zugang suchen, stoßen auf Kälte. Für sie wird das, was einige wärmt, zur abweisenden Hülle. Und wenn ich jetzt noch die gemessene Zahl der Gottesdienstbesucher hernehme, dann finden ca. 10 Prozent Wärme, ein großer Teil des „Restes“ das Gegenteil. Das ist aufschlussreich, sich vor Augen zu halten und wie Abraham dann den Aufbruch zu wagen in ein noch unbekanntes Land. Das Geheimnis ist das Loslassen im Vertrauen auf den liebenden Gott. Als die Jünger vom Berg herabsteigen rätseln sie darüber, was es denn mit dem Auferstehen auf sich habe. Sie haben schließlich ihre Vorstellung, wie ein anständiger Messias sein muss. Erst als dieses Traumbild zerstört wird, hingeschlachtet am Kreuz, erst dann entsteht die nötige Leere für die überwältigende Erfahrung von Ostern. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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