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Lesungstexte

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Predigt zum 3. Adventssonntag

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

Schulden können eine drückende Last sein. Wie kann ich die nächste Rate bezahlen? Können wir das Haus halten? Es sind noch so viele Tage bis Monatsende und der Geldbeutel ist schon leer. Dieser Tage haben Schuldnerberatungsstellen Hochkonjunktur. Mancher Klientin/manchem Klienten bleibt nur die Privatinsolvenz als letzter Ausweg.

Ein Schuldenerlass – das wär´s. Da würden manchem Menschen Freudentränen die Wangen hinunterkullern.

Im Judentum gibt es diesen Schuldenerlass tatsächlich. Wenigstens ist er in der Thora grundgelegt. Alle sieben Jahre sollte demnach das Land brachliegen. Die Armen sollten sich an den Früchten bedienen können. Schuldsklaven sollten freigelassen werden. Orthodoxe Juden halten sich übrigens bis heute an diese Regelung. 2021/22 war es das letzte Mal so, dass jüdische Grundbesitzer ihr Land arabischen Nachbarn übertrugen und tatsächlich auch einen Teil unbebaut ließen.

Wenn wir die Redewendung „alle Jubeljahre mal“ gebrauchen, stehen wir tief in der Tradition Israels. Ein Jubeljahr oder besser Jobeljahr ist fest vorgesehen nach siebenmal sieben Jahren, also in jedem 50. Jahr. Jetzt werden alle Schulden auf Null gesetzt, enteignetes Land zurückgegeben, Gefangene freigelassen werden. Jedes Jubeljahr ein Jahr zum Aufatmen für Schwachen in der Gesellschaft, die sonst unter ihrer Last zusammenbrechen würden. Das Wort Jobel heißt ins Deutsche übertragen übrigens Widder, weil zu Beginn des Jobeljahres ins Widderhorn, den Schofar, geblasen wird.

Der Gedanke des Jobeljahres ist hochaktuell. Es gibt eine eigene Kampagne, die unter dem Titel „Erlassjahr“ firmiert und sich einsetzt für einen fairen Umgang mit hochverschuldeten Staaten des globalen Südens und für ein internationales Insolvenzverfahren.

In der ersten Lesung aus dem Buch Jesaja kündigt der Prophet ein solches Jobeljahr an. Er nennt es „ein Gnadenjahr für den Herrn“, in dem Land und Menschen aufblühen dürfen. Jesus wird im Lukasevangelium diesen Text auf sich beziehen. In der Synagoge von Nazareth wird er die denkbar kürzeste Predigt der Gottesdienstgeschichte halten. Sie besteht aus einem einzigen Satz und schlägt ein wie der Blitz. Ich habe sie auswendig gelernt: „Heute hat sich das Schriftwort, das Ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Das war es schon. Allen war klar, wie ungeheuerlich diese Aussage war. Es ist Jesu Sendung, die wir da bei Jesaja gehört haben: Arme bekommen eine gute Nachricht, gebrochene Herzen finden Heilung, Gefangene erfahren Freiheit, und die Liebe Gottes liegt wie ein betörendes Parfüm in der Luft, bereit, die Menschen strahlen zu lassen.

Wir hören diese Worte im Advent 2023. Meine letzten Wochen waren voll mit Begegnungen mit Menschen, die riesige Lasten tragen müssen. Gerade ihnen wendet sich Jesus zu mit diesen alten Worten des Propheten Jesaja. Und sie werden heute Wirklichkeit beim Empfang der Kommunion. Die ist Zuwendung und Liebe Jesu pur, Stärkung für eine ganze Woche. Er gibt sich für uns. Seine Liebe wird zur Kraftquelle für die letzte Adventswoche hin nach Weihnachten.

Schwestern und Brüder,

„Freut Euch zu jeder Zeit“ hat uns der Apostel Paulus zugerufen, also in allen Lebenslagen und Situationen. Er sieht Freude als tiefe Grundstimmung des glaubenden Menschen an. Mag es an der Oberfläche der Seele nur so tosen und Brausen. Tief im Inneren dürfen wir uns als geliebte Gotteskinder wissen. Merkt man uns das an? Vielleicht ist es ein guter Vorsatz für diese dritte Adventswoche, ganz bewusst einen Menschen aufzusuchen, der ganz unten ist. Dann wird der alte Text des Jesaja heute wahr. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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