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Lesungstexte

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Predigt zum Hochfest Johannes des Täufers 24

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,
am Donnerstag war es wieder so weit: Wir haben den längsten Tag und die kürzeste Nacht des ganzen Jahres erlebt. Es war Sommersonnenwende. Wahrscheinlich haben die meisten von uns dem gar keine große Beachtung geschenkt, sind wir doch alle dem Kreislauf der Natur ein stückweit entfremdet. Kirchlich spielt die Sommersonnenwende bis heute eine Rolle: Der Johannestag bringt die Botschaft mit sich: So, wie von jetzt an die Tage wieder kürzer werden, so soll unser Ego kleiner werden. Dann ist zur Wintersonnenwende, an Weihnachten, genügend Platz in unserem Herzen für das Licht und die Liebe Jesu. Eine bekannte Geschichte kann diesen Gedanken vertiefen: Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt. Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen. Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego. Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“ Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“ Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“
Schwestern und Brüder,
„der, den Du fütterst.“ – Eine bemerkenswerte und unwahrscheinlich lebensnahe Aussage, die durch das Leben Johannes des Täufers gedeckt ist. Dieser Johannes ist wie später auch Jesus bewusst in die Wüste gegangen, um sich für seine Mission vorzubereiten. Ohne Wüste kein Erstarken des Glaubens. Ohne Wüste keine Gottesbegegnung. Ohne Wüste kein reifes Menschsein. Es gibt Menschen, die halten Stille nicht aus, weil es in ihnen viel zu laut ist. In ihrem Herzen kämpfen bildhaft gesprochen die beiden Wölfe weiter in nie endendem Duell. Ich bin überzeugt: Stille heilt. Und dazu müssen wir nicht einmal in die echte Wüste gehen. Im Evangelium sind wir zwei Menschen begegnet, die im Umfeld der Geburt Johannes des Täufers ihre eigene Wüstenerfahrung gemacht haben: Ich meine die Eltern des Johannes, Zacharias und Elisabeth. Bei Elisabeth war es wohl die Wüstenzeit der Unfruchtbarkeit, die sie aufgeschlossen hat für die Wirklichkeit Gottes. Und bei Zacharias haben neun Monate Stummsein ihn gewandelt zu einem wüstenerfahrenen Mann. Die Worte „Wüste“ und „sprechen“ – Gespräch – besitzen im Hebräischen die selben Konsonanten: m – d – b – a – r. Midbar – die Wüste - und medebar – das Sprechen – sind wesentlich miteinander verbunden. Wüste ist letztlich ein sich Hingeben an das, was ist, und an den, der ist. n der Stummheit seiner Wüste lernt Zacharias die Sprache des Glaubens. In der Stummheit der Wüsten unseres Lebens sind wir eingeladen, ins Vertrauen zu flüchten, das heißt, ins Herz Gottes zu flüchten. Genau zum richtigen Zeitpunkt werden wir dann diese leise „Stimme des schwebenden Schweigens“, wie es Martin Buber ausdrückte, die Stimme der Liebe, Seiner Liebe, in unseren Herzen vernehmen. So gewann auch Zacharias seine Sprache genau in dem Moment wieder, als er auf das Täfelchens die Worte des Glaubens gemäß der Aussage des Engels schrieb: „Sein Name ist Johannes“. Damit erklärte er vor Gott und den Menschen, dass er den Weg des Glaubens zu gehen bereit war, und diesen Weg den von ihm erwarteten Verhaltensweisen vorzog. Und in diesem Moment wurde sein Wort prophetisch. Er bekannte öffentlich und ohne Furcht den Plan Gottes mit Johannes, seine Mission, das Volk, uns, bereit zu machen für die Begegnung mit Jesus. Beim Blick auf unsere Welt wünsche ich mir mehr Johannesmenschen, also solche, deren Worte aus dem Schweigen kommen. Solche, deren Seele in der Wüste gereinigt wurde. Solche, die Christus groß werden lassen in ihrem Leben. Solche, die auf ihn hinweisen als den Retter der Welt. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr (Winterzeit) 18.30 Uhr (Sommerzeit) Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr (Winterzeit) 18.30 Uhr (Sommerzeit) St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr (Winterzeit) 18.30 Uhr (Sommerzeit)

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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