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Lesungen, Evangelium und Predigt zum 10. Sonntag im Jahreskreis

Die Schriftlesungen zum 10. Sonntag im Jahreskreis B finden Sie hier.  

Predigt zum 10. Sonntag im Jahreskreis B 21: 

Schwestern und Brüder,

einer der Filme, die mich nachhaltig beeindruckt haben, trägt den Namen Papillon und stammt aus dem Jahr 1973. Die Neuverfilmung von 2017 hat mich nicht überzeugt. Der Film beginnt Anfang der 1930er Jahre mit der Deportation von etwa hundert Gefangenen aus Frankreich in die Strafkolonie Französisch-Guayana. Den Häftlingen wird erklärt, dass sie für Frankreich nicht mehr existieren und von Frankreich nichts mehr zu erwarten haben. Sie sollen nach Beendigung ihrer Haftstrafe nochmals ebenso lange als Kolonisten in der Verbannung in Guayana verbleiben. Unter den Gefangenen, die schwerbewacht durch die Stadt zum Hafen marschieren müssen, ist auch Henri Charrière, der wegen seines auf die Brust tätowierten Schmetterlings, dem Zeichen für Freiheit, Papillon genannt wird. Für einen Mord an einem Zuhälter, den er bestreitet, wurde Charrière zu lebenslanger Haft verurteilt. Papillon denkt schon von auf der Überfahrt nach Französisch-Guayana an Flucht, und bei einem ersten Fluchtversuch in der neuen Heimat wird er tatsächlich geschnappt. Zwei Jahre Einzelhaft, ohne Sprechen und anständige Verpflegung, monatelang in totaler Dunkelheit ist die Strafe. Man sieht Papillon immer wieder seine winzige Zelle durchschreiten. „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs“ zählt er dabei. Dann dreht er sich um, und wieder „eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs“. Und dann die Szene, die mir so nahe geht: Die Dunkelhaft ist vorbei, die Zellentüre öffnet sich, und mit letzter Kraft geht Papillon hinaus: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs“, und dann die „sieben“, die er nur noch stammeln kann, bevor er zu Boden fällt und in die Krankenstation gebracht wird. Was für ein Freiheitsdrang bei diesem Mann, einen Schritt weiter als die gewohnten sechs Schritte gehen, aus Respekt vor der eigenen Würde! Papillon hat sich in der Gefangenschaft nicht brechen lassen. Am Schluss des Filmes wagt er einen letzten Fluchtversuch. Ob er erfolgreich war, bleibt im Film mehr oder weniger offen. Im Grund genommen ist Papillon ein theologischer Film, auch wenn Gott nur am Rande vorkommt. Verhandelt wird die Freiheit des Menschen und sein Drang, auszubrechen aus Gefängnissen aller Art. Nur in Klammern sei gesagt, dass für gläubige Menschen der Papillon, der Schmetterling zu einem Bild für das Leben nach dem Tod geworden ist. Eine Raupe verpuppt sich, d.h. ein Mensch stirbt, und sie verwandelt sich in einen wunderschönen Schmetterling, d.h. der Mensch geht heim zu Gott.

Der Mensch – zur Freiheit bestimmt, und von Gott auch so gedacht. Das Drama des Menschen beginnt im Garten Eden, wo der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gar zu verlockend ist. Weil der Mensch frei ist, kann er Gottes Gebot übertreten und verliert das Paradies. Die Theologen der biblischen Schöpfungserzählung legen großen Wert darauf, zu betonen: Dass die Schöpfung entgleist ist, liegt allein am Menschen, in seiner Freiheit begründet. Gott wollte und will eben keine Sklaven sondern Menschen, die sich frei für ihn entscheiden. Das viele Leid dieser Erde – zu einem guten Teil der Freiheit des Menschen geschuldet. Warum Gott das Leid zulässt, beantwortet in der Erzählung des Sündenfalls. In der Lesung aus dem Buch Genesis verhalten sich Adam und Eva wie Schüler, die von der Lehrkraft gefragt werden, wer verantwortlich ist für die Rangelei im Klassenzimmer. Einer schiebt es auf den anderen. Niemand steht dazu und sagt: „Ja, ich war´s.“ Adam wird von Gott gefragt und schiebt die Verantwortung an seine Frau weiter, diese an die Schlange. Und: Wie sagt man so schön? Den letzten beißen die Hunde. Als eine Seite weiter in der Bibel Kain seinen Bruder Abel erschlägt, wieder das gleiche Spiel: „Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“, antwortet Kain seinem Gott. Und schon waren die Kreisläufe von Hass und Gewalt in der Welt, weil niemand fähig war, Verantwortung zuzugeben und um Vergebung zu bitten.

Schwestern und Brüder,

als Christinnen und Christen glauben wir, dass die Antwort auf die Netze von Schuld und Verantwortung, in die sich Menschen verstricken, die Person Jesus von Nazareth ist: Er beginnt, eine neue Familie um sich zu versammeln, wie es im Evangelium geheißen hat: „Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter,“ sagt Jesus da. Sein Kreuz wird zum Wendepunkt, an dem die Schuld besiegt wird und von dem nur Vergebung ausgeht: Neue Welt mitten in der alten. Und plötzlich trägt dieser Papillon, der diesen einen Schritt mehr gemacht hat: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben.“ Plötzlich trägt dieser Papillon die Züge Jesus am Kreuz. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

Aktuelle Informationen: