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Texte zum 2. Ostersonntag B finden Sie hier.  

Predigt zum 2. Ostersonntag B 21

Schwestern und Brüder,

welches ist die Ursprache des Menschen? Gibt es so etwas überhaupt? Welche Sprache sprechen Menschen automatisch, wenn sie nie eine andere Sprache gehört haben? Diese Frage beschäftigte im hohen Mittelalter auch Kaiser Friedrich II. Von seinen vielen Experimenten ist eins besonders bekannt und ungewöhnlich. Und zwar gab er einmal den Befehl, neugeborene Säuglinge in einem eigens dafür hergerichteten Heim auf das Sorgfältigste zu betreuen. Aber eine Bedingung war streng zu beachten: Es musste alles in strengster Isolation geschehen. Sein Chronist Salim von Parma schreibt: „Friedrich befahl nämlich den Ammen und Pflegerinnen, sie sollten den Kindern Milch geben, dass sie an den Brüsten saugen möchten, sie baden und waschen, aber in keiner Weise mit ihnen sprechen oder liebkosen. Er wollte nämlich erforschen, ob sie die hebräische Sprache sprächen, als die älteste, oder griechisch oder lateinisch oder arabisch oder aber die Sprache ihrer Eltern, die sie geboren hatten.“ – Nun, Sie können sich vorstellen, wie das grausame Experiment ausging: Alle Kinder starben. Kein einziges überlebte. Und warum? Ohne Worte und Taten der Liebe kann ein Mensch nicht leben. Ohne liebevoll angesprochen und berührt zu werden, kann ein Kind nicht überleben.

Warum ich das heute erzähle? Die neugeborenen Kinder, das sind wir. Eine Woche sind wir alt seit der Erneuerung unseres Taufversprechens in der Osternacht. Da sind wir zurückgekehrt zum Ursprung unseres Lebens als Christinnen und Christen. Da sind wir neugeboren worden aus dem Wasser der Taufe. Und nun, eine Woche alt, brauchen wir Liebe, Zuwendung und Ansprache. Im ersten Petrusbrief wird uns zugerufen: „Wie neugeborene Kinder verlangt nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt.“ Damit wir geistlich wachsen und groß werden können, brauchen wir Nahrung und Zuwendung, brauchen wir nährende Worte der heiligen Schrift und die liebevolle Berührung durch Jesus in den Sakramenten. In der alten Kirche war der einzige Tauftermin des Jahres die Osternacht, an die sich eine ganze Festwoche anschloss. Ein letztes Mal trugen die Neugetauften dann ihre weißen Taufkleider am heutigen Sonntag, dem Weißen Sonntag. Und über dem steht als Überschrift dieser Satz aus dem ersten Petrusbrief: „Wie neugeborene Kinder verlangt nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt.“ – Nach der Taufe braucht es ein intensives Hineinwachsen in den Glauben, braucht es Erfahrungen dieser Nähe und Liebe unseres Gottes. Im Evangelium war es der Apostel Thomas, der in die Schule Jesu ging. Erst war er nicht dabei, als Jesus sich den anderen Aposteln gezeigt hat, dann hatte er wohl eine ganze Woche voller Zweifel hinter sich, und dann packte ihn Jesus genau bei seinen Fragen. Er soll den Dingen jetzt auf den Grund gehen, die bohrenden Fragen auf Jesus loslassen, den Finger in die Wunden legen. Und dann erst kann er sein Glaubensbekenntnis sprechen: „Mein Herr und mein Gott!“ Was für ein Weg! Und dann meinen einige, Glauben sei ein fertiges Gebäude, das ich nur übernehmen muss, eine Konstruktion auswendig gelernter Sätze. So ein Unsinn! Mir kommt ein Gedicht von Erich Fried in den Sinn. In dem kurzen Text heißt es: „Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst. Aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel.“ 

Schwestern und Brüder,

der Weg des Zweifels ist der Weg des Thomas. Zweifeln stellt in Frage, führt tiefer, bewahrt ganz im Sinne von Erich Fried davor, Glaubenssätze herauszuschmettern und denen, die anders denken, als Fehdehandschuh vor den Latz zu knallen. Zweifeln macht feinfühlig für die Wunden, die Menschen durchs Leben tragen. Die „unverfälschte Milch des Wortes Gottes“, die uns nährt, will uns hineinführen in eine lebenslange Freundschaft mit Jesus Christus, will unser Miteinander als christliche Gemeinde stärken und uns helfen, Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen. „Sie waren ein Herz und eine Seele“, hieß es von der christlichen Urgemeinde in der Apostelgeschichte etwas idealisiert, aber für den Evangelisten Lukas, auf den dieser Text zurückgeht, war klar: Gerade in der Fürsorge für Gemeindemitglieder in Not bewährt sich christliche Gemeinde. Und da war Jerusalem vorbildlich: Jeder und jede hatte, was zum Leben nötig war. Die Jerusalemer Urgemeinde ist für Lukas die Erfüllung eines Auftrages aus dem Buch Deuteronomium, dass es in ganz Israel keine Armen geben solle. Nur mit Zuwendung zum Nächsten bleibt unsere Verkündigung, unsere Liturgie, unser Gemeinschaftsleben glaubwürdig. Das gibt uns der kurze gehörte Abschnitt mit, wirklich „unverfälschte Milch des Wortes“. Amen Halleluja

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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