Lesungen, Evangelium und Predigt zum Palmsonntag 2021

Die Schriftlesungen zum Palmsonntag finden Sie hier. 

Predigt zu Palmsonntag B 21

Schwestern und Brüder!

Der erste, der Jesus im Markusevangelium als Gottes Sohn bekennt, ist der römische Hauptmann, der ihn sterben sieht. „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“ sagt er, und steht so vor den Aposteln, vor den Frauen am Grab als erster Glaubenszeuge da. Das zu betonen war dem Evangelisten Markus wichtig, schrieb er doch wahrscheinlich in Rom seinen Text auf für die junge Christengemeinde dort. Freilich bekannten im Evangelium schon andere Jesus als Messias. Ihnen allen aber wurde von Jesus ein Schweigegebot auferlegt. Der erste, der nun nicht schweigen soll, ist dieser Hauptmann aus dem Evangelium. Alle vorher haben Jesus bekannt, weil sie etwas Tolles mit ihm erlebt hatten, eine Heilung, eine Taborstunde, eine Dämonenaustreibung. Dieser Hauptmann aber sieht auf den ersten Blick ganz und gar nichts Großartiges. Er sieht einen geschundenen Menschen elendiglich am Kreuz verrecken. Er hört ihn „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ schreien, ohne zu wissen, dass das der Anfang von Psalm 22 ist, den Jesus da betet. Er hört ihn im letzten Moment seines Lebens laut aufschreien und er sieht ihn leblos am Kreuz hängen. „Wo ist da der göttliche Glanz in so einem Tod?“, möchte man fragen. Offensichtlich war da Gott am Werk, der ihn im Gekreuzigten Gottes Sohn erkennen ließ. Dem Evangelisten Markus ist es wichtig, das zu betonen: In der menschlichen Armseligkeit zeigt sich Gottes Macht. Der Tod Jesu am Kreuz hat den römischen Hauptmann überwältigt, so wie mich das Sterben von manchem Menschen überwältigt und im Glauben gestärkt hat. Wir haben eben gehört, dass der Vorhang, der das Allerheiligste im Tempel verhüllte, beim Tod Jesu zerriss. Im Gekreuzigten wird der Abgrund der Liebe Gottes offenbar. Der Wendepunkt der Zeiten. Das Böse hat sich ausgetobt an dem Guten, jetzt hat es verloren. Amen