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Predigt zum 3. Fastensonntag

Schwestern und Brüder,

der Tempel in Jerusalem war schon ein beeindruckendes Bauwerk. König Herodes, genannt der Große, hatte ihn dem jüdischen Volk geschenkt. Mit diesem Geschenk wollte er sich inszenieren als zweiter König Salomon. Aber die Frommen hielten ihn nicht einmal für einen frommen Juden. Im Jahr 70 nach Christus war es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit des Tempels. Römische Truppen unter dem Feldherrn und späteren Kaiser Titus zerstörten ihn im jüdischen Krieg bis auf die Grundmauern. Als Johannes sein Evangelium schrieb, war der Tempel also schon längst Geschichte, und Johannes konnte behaupten: Der Tempel des neuen Bundes ist einzig und allein Jesus. Für das in alle Winde zerstreute Judentum wurde die Zerstörung des Tempels Beginn eines fruchtbaren Transformationsprozesses. Immer wichtiger wurde die Rolle der Synagogen, wenn auch die Sehnsucht nach dem Tempel groß blieb. Da niemand weiß, wo das Allerheiligste des Tempels genau war, betritt bis heute kein frommer Jude den Tempelberg. Heiligster Ort für Juden aus aller Welt wurde die Westmauer des Tempels, im deutschen leider oft „Klagemauer“ genannt. Hier beten zu können, ist für Menschen jüdischen Glaubens etwas ganz Besonderes. Kleine Zettel mit Gebeten, die in die Ritzen der Mauer gesteckt werden, gelangen direkt an Gottes Ohr. Jesus selbst hatte – ganz in alttestamentlicher Tradition – ein ambivalentes Verhältnis zum Tempel in Jerusalem. Einerseits war der Tempel das Haus seines himmlischen Vaters, andererseits sah er sich selbst als lebendiger Tempel Gottes in dieser Welt. Im heutigen Evangelium berühren sich beide Aspekte. Der wilde Mann Jesus macht reinen Tisch im Tempel und sagt zugleich: Dieses Haus aus Stein ist vergänglich. Ich selbst bin der Ort der Gegenwart Gottes in dieser Welt. – In jüdischen Ohren ein unerträglicher Anspruch. Wenn uns heute am dritten Fastensonntag das Evangelium von der Tempelreinigung zugemutet wird, dann steckt darin die Aufforderung: Räume auf in deinem Leben bzw. Lass Gott Ordnung in deinem Leben schaffen. Nicht nur das heutige Evangelium kann so gelesen werden, in die gleiche Richtung gehen auch die beiden anderen Texte, die wir gehört haben: In der christlichen Gemeinde in Korinth gab es Zoff und Streit, weil sich Parteiungen gebildet hatten, die aneinander vorbeilebten. Denen sagt Paulus: Weil Gott im Kreuzestod Jesu alle Werte auf den Kopf stellt, weil Gott (irdisch) Schwaches stark und (irdisch) Starkes irrelevant macht, können sich auch die (irdisch) schwachen Jesus-Nachfolgenden in Korinth stark und angesehen

fühlen. Mit diesem neuen, christologisch begründeten Selbstbewusstsein müssten sie nicht mehr um erste Plätze kämpfen oder ihre Gruppenidentitäten gegeneinander ausspielen. Ich nehme mit: Keine Rangstreitigkeiten unter Christinnen und Christen, weil wir alle miteinander aus Gnade erwählt sind.

Bleibt noch der Text aus dem Buch Exodus: Die Zehn Gebote wollen Leben nicht einengen und bremsen, sie sind Garanten der Freiheit. Sie garantieren einen Raum, in dem wir Menschen gut leben können, und deshalb haben sie innerhalb der Bibel auch diesen hohen Rang. Sie kommen direkt aus dem Mund eines Gottes, der sein Volk in die Freiheit geführt hat und wie ein Hund darunter leidet, wenn seine Menschen sich wieder in Unfreiheit verstricken. Es hat schon seinen Sinn, dass viele Beichtspiegel entlang der 10 Gebote aufgebaut sind. Sie helfen nämlich, ins eigene Leben Ordnung zu bringen. Ich nehme mit: Die 10 Gebote schützen den Raum meiner Freiheit und wollen dem Leben dienen.

Schwestern und Brüder,

ganz kurz lässt sich das, was ich Ihnen und auch mir mitgeben möchte, in einem Satz zusammenfassen: Mach mit Gottes Hilfe Klar Schiff in deinem Leben, damit Du und die Menschen um dich herum leben können und Du Ostern als neuer Mensch begehen kannst. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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