Lesungstexte und Predigt zum Stephanustag

Die Schriftlesungen zum Stephanustag finden Sie hier. 

Predigt zum Stephanustag 2020: 

Schwestern und Brüder,

im Religionsunterricht zeige ich immer einen Kurzfilm, in dem eine Jugendliche namens Doro bei einem Look-Alike-Wettbewerb mitmacht, um ihrem Freund zu gefallen. Sie schaut perfekt aus wie der zu doubelnde Star Princess G, sie kann wunderbar singen. Aber als sie dran ist, singt sie statt eines Hits von Princess G ein selbst komponiertes Liebeslied für ihren Freund. – Sie scheidet natürlich aus beim Wettbewerb und ihr Freund trennt sich von ihr. Sie aber bekommt einen Plattenvertrag bei einem renommierten Label. Im Gespräch arbeite ich dann immer mit den Kindern heraus, dass der verliebte junge Mann gar nicht in Doro verliebt war sondern eigentlich in Princess G. So eine Beziehung hat keine Zukunft. Die Moral von der Geschicht: Sei ein Original und keine Kopie – Das beherzigt Doro und geht so ihren Weg.

Sei ein Original und keine Kopie. – Das gilt auch für unser Leben als Christinnen und Christen. In die Fußstapfen Jesu treten meint nicht, sich ständig zu überfordern. Es meint vielmehr, das vom Evangelium zu leben, was ich begriffen habe, wie es Frère Roger einmal formuliert hat. Einer, der in dieser Weise christusförmig geworden ist, war der hl. Stephanus, dessen Festtag wir heute begehen. Er gehörte zu den sieben Diakonen, die bestellt wurden, weil es anscheinend ungerecht zuging bei der Verteilung von Spenden für Bedürftige der Gemeinde. Er gehörte wohl zu den sogenannten Hellenisten und hatte einen guten Ruf in der Gemeinde. Und anscheinend beschränkte er sich nicht auf seine Aufgabe der Spendenverteilung sondern warb auch in der Öffentlichkeit engagiert für seinen Glauben. Das brachte ihm letztlich den Tod ein. Er störte – und deshalb musste er weg. Und nun zeigt sich die Größe des Stephanus. Es zeigt, wie viel Christus bereits in seinem Herzen lebte. Der Evangelist Lukas, auf den auch die Apostelgeschichte zurückgeht, schildert das Sterben des Stephanus parallel zum Sterben Jesu: Wie Jesus stirbt er betend, und wie Jesus betet er sterbend für seine Mörder. Er kann einziehen in den weit geöffneten Himmel, weil seit Weihnachten dieser Himmel wirklich offen ist und der Cherub das Paradies nicht mehr bewacht. 

Schwestern und Brüder,

Sei ein Original und keine Kopie. – Stephanus hat das intuitiv beherzigt und ist so zu einem Vorbild und viel verehrten Heiligen geworden. Neben Johannes, dem Evangelisten und den Unschuldigen Kindern gehört er zu den sogenannten Comites Christi. Unter diese Gefährtinnen und Gefährten Jesu dürfen auch wir uns mischen und Jesus nachfolgen in unserem Leben – als Originale und nicht als Kopien. Amen