Predigt zum Ostermontag 2021

Schwestern und Brüder,

unter der Überschrift „Hoch im Himmel“ schreibt Andy Stanley in seinem Buch „Einfach unwiderstehlich – zurück zur atemberaubenden Kraft des Glaubens“ Folgendes: „Als Gott sah, wie sehr die neue Bewegung seines Sohnes zu kämpfen hatte, außerhalb Judäas an Boden zu gewinnen, dämmerte es ihm, was das Problem war. „Sohn“, sagte er, „komm her und setz dich, wie müssen uns unterhalten.“ – „Was gibt´s?“, fragte der Sohn. „Es geht um deine Bewegung. Sie bewegt sich nicht. Sie ist stecken geblieben.“ – „Ja, Sir“, sagte der Sohn, „ich wollte das schonmal erwähnen.“ – „Nun“, sagte der Vater, „ich denke, ich weiß, was das Problem ist.“ – „Und das wäre?“, fragte der Sohn. – „Du hast die falschen Leute als Leiter ausgesucht. Versteh mich nicht falsch. Das sind nette Jungs. Aber es fehlt ihnen … die Vision. Der Antrieb, die Motivation. Wenn du das auf alle Nationen ausdehnen willst, fürchte ich, dass du dorthin zurückgehen und den Missionsbefehl jemand anderem erteilen musst. Jemand, der kein Nein als Antwort akzeptiert. Jemand, der keine Angst hat, sein Zuhause zu verlassen. Und wenn du schon dabei bist, dann suche nach jemandem, der Verbindungen hat und respektiert wird. Jemand mit Referenzen.“ – Als Vater und Sohn so dastanden und ihren Blick über die Welt schweifen ließen, packte der Vater den Sohn plötzlich an der Schulter und zeigte mit der rechten Hand auf jemanden. „Hey, wie wäre es mit diesem Typ! Den solltest du in deinen Dienst nehmen!“ – „Saul von Tarsus?“, antwortete der Sohn. „Machst du Witze?“ – „Du weißt, dass ich keine schlechten Witze mache, mein Sohn“, sagte der Vater. – „Aber Papa, Saul demontiert nur mit einer Hand alles, wofür ich so hart gearbeitet habe. Außerdem ist er ein Pharisäer! Und nicht irgendein Pharisäer. Er ist ein Champions-League-Pharisäer.“ – „Perfekt“, sagte der Vater. „Was für ein Coup. Wenn wir Saul für unser Team gewinnen, wäre das in Jerusalem Stadtgespräch, stell dir das nur mal vor!“ – „Papa“, sagte der Sohn, „er denkt, dass er schon für unser Team arbeitet.“ – „Nun“, sagte der Vater, das sollte deine Aufgabe noch einfacher machen. Und: Ich schlage vor, du machst dich jetzt an die Arbeit. Er ist auf dem Weg nach Damaskus mit einer ganzen Tasche voller Haftbefehle.“ (S 110f)

Schwestern und Brüder,

Sie wissen, wie es weiterging: Paulus wird zum glühenden Verkünder Jesu, wird zum Apostel der Heiden und großen Theologen der frühen Kirche. Andy Stanley hat recht mit der Behauptung, dass Botschaft von Jesus ohne Paulus wohl nicht bis zu uns gekommen wäre. Allerdings unterschlägt er im eben zitierten Dialog den Dritten im Bunde, nämlich den Heiligen Geist, aber das wirklich nur nebenbei. Die Berufung des Paulus bleibt die Initialzündung für die Ausbreitung des Glaubens an den auferstandenen Herrn. Seine Bedeutung kann man kaum überschätzen. Und wie kommt Paulus dazu, sein Leben total umzukrempeln? Wir kennen die Berichte aus der Apostelgeschichte, aber noch kürzer schreibt es Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde von Korinth: „Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt.“ – Das ist es: Paulus hat den Auferstandenen erfahren, und das bringt ihn in die Gänge. Das ist es, was auch Kleopas und seinen Kollegen in Bewegung setzt. Nachdem sich Jesus ihnen in Emmaus gezeigt hatte, hält es sie nicht auf ihren Sitzen. Sie müssen los. Zurück nach Jerusalem. So schnell wie möglich. Und jetzt kommen wir ins Spiel: Wir wissen nur den Namen von einem der beiden Emmausjünger, Kleopas eben, der andere ist ein Platzhalter für Sie und mich. Die Erzählung gibt uns mit: Wenn Du Jesus als Weggefährten entdeckt hast. Wenn Du Jesus in der Bibel entdeckt hast und wenn er sich dir in der Feier der Eucharistie gezeigt hat, dann hält es auch dich nicht mehr auf den Sitzen. Dann musst auch Du erzählen, dass Du dem Auferstandenen begegnet bist. Ich wünsche Ihnen die Erfahrung seiner Nähe. Amen Halleluja