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Predigt zum 4. Fastensonntag

Schwestern und Brüder,

seit mehr als dreißig Jahren arbeitet mein Bruder Christian als Briefträger bei der Post. In den letzten Jahren stieg die Paketmenge so stark an, dass der Job eine wirkliche Plackerei mit großen Belastungen für den Körper geworden ist. Und vor ein paar Monaten dann war es so weit: Ein Ermüdungsbruch des Fußes zwang meinen Bruder in die Knie und aufs Krankenlager. Keine schöne Zeit, auch weil ihm unverhohlen mit Versetzung und Jobverlust gedroht wurde. Und so tat er alles, um wieder auf die Füße zu kommen. Ich glaube, er hat damals das erste Mal so richtig gespürt, dass unbeschwert gehen können nicht selbstverständlich ist und Wieder-auf-die-Füße-Kommen ein ziemlich mühsamer Weg ist. Manchmal war mein Bruder nahe am Aufgeben, zu lange zog sich der Krankenstand hin. Manchmal war er richtig unleidlich, voll Selbstmitleid und Aggression – aber er hat es geschafft.

Wieder auf die Füße kommen, das wollten auch die Juden im babylonischen Exil im 6. Jahrhundert vor Christus. Sie waren am Ende: kein Tempel mehr, keine Heimat mehr, keine Freiheit mehr – stattdessen Sklaverei, Fremde, Glaubenskrise. Da konnte man schon mutlos werden. Und so hieß es dann auch im Psalm 137: „An den Strömen von Babel, da saßen wir und wir weinten, wenn wir Zions gedachten. 2 An die Weiden in seiner Mitte hängten wir unsere Leiern.“ – Sie konnten einfach nicht mehr. Die Lebensenergie war versiegt. 70 Jahre sollte das so gehen, mehr als zwei Generationen sollten ins Land gehen, bis der Perserkönig Kyros die Babylonier vernichtend schlug und den Exilierten die Heimkehr erlaubte, ja sie sogar mit Material für den Wiederaufbau Jerusalems versorgte. Die Durststrecke war vorbei – durch Gottes Fügung. Er war es, der Kyros zu seinem Werkzeug gemacht hat. Er war es, der ihm eingeben hatte, die Verbannten freizulassen. Er war es, der einen neuen Anfang ermöglichte.

Und auch in der Lesung aus dem Epheserbrief geht es darum, wieder auf die Füße zu kommen. Der Verfasser ist sich ganz sicher: „Gott, der reich ist, an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht.“ Jetzt ist es klar. Da ist die biblische Botschaft total eindeutig: Gottes Liebe bringt wieder auf die Beine, hilft, wieder auf die Füße zu kommen. An uns ist es, diese Liebe an uns heranzulassen und ja zu sagen zu so einem Gott, „der die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ Das ist die frohe Botschaft dieses 4. Fastensonntags heute: Er hat in Jesus buchstäblich alles gegeben, damit wir leben. Gott geht volles Risiko und plötzlich wird das Kreuz vom Schandmal zum Siegeszeichen. Wer auf den erhöhten Herrn schaut, dem kann alles Gift, das ihn verletzen will, nichts mehr anhaben.

Schwestern und Brüder,

wieder auf die Füße kommen, so könnte man auch das fast verzweifelte Bemühen der Politik beschreiben, Auswege aus der Depression der Pandemiemonate zu finden. Wieder auf die Füße kommen, so könnte man auch das verbale Strampeln der Bischöfe brechreiben, aus dem Sumpf der Missbrauchskrise herauszukommen. Ja, es ist so einiges, das uns nach unten zieht, wie die Giftschlagen aus dem Buch Numeri, als sie die Israeliten und zu töten suchten. Für mich ein wunderbares Bild für das Gift des Murrens, für das Gift des „Ich-Zuerst“, für das Gift des Überdrusses, das alles Miteinander zerstören kann. Dagegen hilft der Blick auf den erhöhten Christus, auf seine Lebenshaltung. Die ist es, die auch heute wieder auf die Füße hilft: An erster Stelle stehen Wahrheit und Ehrlichkeit, weil Jesus einmal gesagt hat, dass seine Wahrheit/seine Liebe frei macht, dann eine Haltung des Dienens, damit es dem je anderen gut geht, eine Zuwendung, die einfach guttut. Und schließlich braucht es diesen Blick auf Christus, um ihm immer ähnlicher zu werden. WWJD, Was würde Jesus tun, das ist die Frage, die wir uns stellen dürfen. So kommen wir wieder auf die Füße und dürfen uns darüber freuen, dass Gottes Liebe und Treue so groß ist, dass sie immer wieder einen neuen Anfang ermöglicht. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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