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Lesungstexte

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Predigt zum 4. Fastensonntag A23

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

sich die Haare umzufärben, ist kein großes Problem. Das geht sogar ziemlich schnell, dann wird aus braun plötzlich blond oder aus schwarz rot. Vorhin in der Lesung aus dem 2. Buch Samuel sind wir auch Zeuginnen und Zeugen einer Umfärbeaktion geworden: In der Einheitsübersetzung von 1980 hieß es noch: „David war blond.“ Heute steht da etwas ganz anderes: „David war rötlich.“ Das hebräische Wort für rötlich kommt in der ganzen Bibel sonst nur noch bei einer Person vor und erinnert an sie, nämlich bei Jakobs Bruder Esau. Anscheinend spielt die Haarfarbe subtil auf den Charakter Davids an. Er war wohl ähnlich impulsiv und hormongesteuert wie eben dieser Esau. Aber diese leise Kritik wird nicht offen ausgesprochen, sie bleibt im Subtext, zwischen den Zeilen zu lesen und entfaltet erst ihre Berechtigung in der weiteren Biographie Davids. Jetzt steht das Andere im Vordergrund: David ist von Gott erwählt. In der Salbung durch Samuel wird er legitimer König und gekräftigt für seine Aufgabe. „Der Mensch sieht“ eben, „was vor Augen ist. Aber Gott sieht das Herz an.“ Das „Herz“ ist in der Bibel vor allem Sitz der Vernunft, der Überlegung und Absicht

wie auch des Wollens und der Entschließung, und nicht Sitz von Gefühlen oder Liebe. Wenn Gott beim zukünftigen König also auf das Herz sieht, wählt er ihn danach, wie er Entscheidungen trifft und Anlagen für Regierungskompetenz aufweist. Seit seiner Salbung liegt nun Gottes Geist auf David, und David ist sich dessen sehr bewusst. Er weiß sich gesandt, den Riesen Goliath zu besiegen. Er weiß: Mit Gott an seiner Seite schafft er das. Und mit seiner Kreativität, die ihn die Steinschleuder als Waffe wählen lässt. Heute fühlen sich Menschen manchmal wie David vor Goliath. Einen Kampf führen wie David und Goliath ist zur Redewendung geworden für Momente, in denen sich Einzelne klein und erstarrt vor riesigen Gegnern erleben. Ihnen gibt der Kampf Davids und Goliaths mit: Vertrau auf Gott an deiner Seite und nutze einen ungewöhnlichen Ansatz. Dann hat der Riese verloren.

Hinten in unserer Kirche St. Elisabeth hängt derzeit ein seltsames Davidbild. Es stammt von Barbara Muhr, die es 2019 malte. Wir sehen da einen David, der als junger Mann fast nackt, nur mit Boxershorts und seiner Krone bekleidet, auf einem Thron sitzt. Die rechte Hand greift nach dem Schwert an seiner Seite. Auf seinem Schoß liegt der abgeschlagene Kopf Goliaths, dessen ausgelaufenes Blut seine Kleidung besudelt. Stolz, herausfordernd, triumphierend schaut David seinen Betrachtern – also uns – entgegen. Von Gott keine Spur. Ein verstörendes Bild. Mich hat das Betrachten unruhig gemacht. Da ist ein Schicht um Schicht freigelegter David zu sehen, der auch seine Abgründe erahnen lässt. Manchmal denke ich mir sogar, dass es stimmt, dass je größer ein Mensch ist, umso größer auch seine Abgründe sind. Macht korrumpiert, und der rötliche David aus der Lesung wird ihr erliegen, spätestens in der Episode mit Bathseba und Urija: Um zu vertuschen, dass Bathseba von ihm schwanger ist, will er erst mit List deren Mann Urija zum Übernachten daheim bewegen, obwohl er als Soldat gerade als unrein gilt. Und als das nicht klappt, wird er sogar zum Auftragsmörder. Abgrundtief diese Geschichte und irgendwie typisch für David. Sein Hofprophet Nathan öffnet ihm die Augen für sein Tun, und David vergießt Tränen der Reue: „Erbarme dich meiner, o Gott, erbarme dich meiner.“ So klagt er, der große Dichter der Psalmen, der Harfenspieler, der Mann nach dem Herzen Gottes, der Räuberhauptmann und später mächtige König über alle Stämme Israels und Judas und Beherrscher der Stadt Jerusalem, der fromme König, der vor der Bundeslade her tanzt. Die biblischen Autoren markieren in Davids moralischem Versagen den Wendepunkt seiner Königsherrschaft. Von jetzt an geht es bergab: Streit in der Familie, und auch den Tempel wird erst sein Sohn Salomon bauen, eben jener Sohn aus Davids Verbindung mit Bathseba. Es ist beruhigend zu sehen, dass Gott sogar auf krummen Zeilen gerade schreiben kann und selbst aus Abgründen Gutes werden lassen kann. Heute in drei Wochen ist Ostern. „Der Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ – Lassen wir uns anschauen von Gott, lassen wir unser Herz prüfen und lassen wir Jesu Licht in unser Leben, auch in die dunkelsten Ecken, damit er sie erhelle. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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