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Lesungstexte

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Predigt am 1. Fastensonntag 2022

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

Revolten und Aufstände, gar eine Revolution sind das Schlimmste, das Machthabern passieren kann. Das war schon im Alten Rom so. Und da entwickelte sich ein einfaches Rezept, um das Volk ruhig zu halten: „Brot und Spiele“ oder lateinisch „panem et circenses“. Die Überzeugung dahinter: Wenn die Menschen genug zu Essen haben und sich amüsieren können, bleiben sie ruhig und interessieren sich nicht für Politik. Bis in unsere Zeit hinein funktioniert dieses Prinzip: Solange Menschen sich und ihre Familien ernähren können und genügend Ablenkung da ist, bleibt das politische System stabil. Brot, das war auch die erste Versuchung Jesu im heutigen Evangelium. „Befiehl diesen Steinen, Brot zu werden!“, lockt der Teufel Jesus. Und er sagt nein. Nein, es gibt noch Wichtigeres als Brot. Der Märtyrerpriester Alfred Delp hat diese Überzeugung Jesu geteilt. Uns ist sein Wort überliefert: „Brot ist wichtig, Freiheit ist wichtiger. Am wichtigsten aber ist die unverratene Anbetung Gottes.“ Wohlgemerkt: Diese Zeilen schreibt er aus seiner Gefängniszelle! Und sie sind ihm so wichtig, dass er sie den Menschen draußen mitteilen will. Für uns heute nehme ich mit: Die 40 Tage der österlichen Bußzeit wollen uns hinter das Beruhigungsmittel „Brot und Spiele“ schauen lassen. Bewusster Verzicht macht uns offen für das, was die Seele nährt: Gottes Wort, auf dem wir kauen können wie auf einem trockenen Stück Brot, bis es seine Süße entfaltet.

Die zweite Versuchung Jesu ist die Versuchung der Macht. Nicht Wenige hat Macht schon zum Schlechteren verändert. Der eine oder die andere aus der Politik hat auch schon ehrlich zugegeben: „Macht kann wirken wie eine Droge.“ Und es ist in der Tat erbärmlich zu sehen, wenn Mächtige den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören verpassen, an ihrem Sitz kleben und dann nach dem Entzug der Macht erst einmal in ein tiefes Loch fallen. Das Thema Macht gilt übrigens nicht nur für „die da oben“, es geht uns alle an, weil wir ja alle zumindest die Macht haben, unser Leben zu gestalten. Die 40 Tage der österlichen Bußzeit wollen uns aufmerksam machen dafür, dass wir vor Gott rechenschaftspflichtig sind. Was machen wir aus dem, was er uns anvertraut hat? Setzen wir es ein, damit göttlicher Glanz in dieser Welt sichtbar wird?

Schwestern und Brüder,

und dann ist da die dritte Versuchung Jesu: Der Teufel will von ihm, dass er sich den Tempel hinabstürzt, um auszuprobieren, dass Gott ihn wirklich rettet. Vermessen – dieses „Mir kann keiner was!“ Es ist die Versuchung des Ikarus aus der antiken Sagenwelt. Er kommt der Sonne immer näher und erfährt plötzlich seine Zerbrechlichkeit. „Stelle Gott nicht auf die Probe!“, schmettert Jesus dem Teufel entgegen. Die kommenden 40 Tage sind die Einladung an uns, Gott wirklich etwas zuzutrauen in unserem Leben. Oder wie sagte doch der hl Ignatius von Loyola: „Handle so, als ob alles von dir und nichts von Gott abhinge. Vertraue so auf Gott, als ob alles von Gott, und nichts von dir abhinge." Dieses Paradox versteht nur, wer sich einlässt auf das Abenteuer des Glaubens. Der merkt nämlich, wie Gott unsichtbar lenkt und führt. Wer wirklich glaubt, muss sich nicht in ein Abenteuer nach dem anderen stürzen, der Alltag hat schon Gottesnähe und damit göttlichen Glanz mehr als genug. In der ersten Lesung aus dem Buch Deuteronomium haben wir übrigens von genau dieser Erfahrung der alltäglichen Nähe Gottes gehört: 40 Jahre lang war das Volk Israel in der Wüste unterwegs. Im Rückblick begreift es: Gott hat so Großes an uns getan! Und diese Erkenntnis bewirkt Dankbarkeit und weckt die Bereitschaft zu geben. Das ist auch ein Aspekt der österlichen Bußzeit: Dankbaren Herzens zu geben. Dann sind die Menschen nicht mehr auf „Brot und Spiele“ angewiesen sondern erleben Solidarität, tiefe Gemeinschaft und echte Sorge für einander: Göttlicher Glanz wird sichtbar. Amen.

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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