Zum Inhalt springen

Lesungstexte

Die Lesungstexte finden Sie beim Klick auf den LINK.

Predigt zum 17. Sonntag im Jahreskreis C 22

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,
an Pfingsten 2021 stürzte am Monte Mottarone eine Seilbahn-Gondel ab, 14 Menschen starben. Das Zugseil der Seilbahn war gerissen – das Todesurteil für Menschen, die einfach einen schönen Tag genießen wollten. Natürlich stellte sich die Frage, wer Schuld war an diesem Unglück. Und erste Untersuchungen ergaben: „Nur eine regelmäßige Wartung hätte den Riss verhindern können.“ Ich frage mich, ob es mit unserem Glauben nicht genauso ist und denke mir: Wer am Seil seines Glaubens nicht abstürzen will, muss es laufend überprüfen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: das Leben in der Gemeinde, die Mitgliedschaft in einem kirchlichen Verein, die Dienste in der Caritas, Gesprächskreise und vieles mehr. Auf die Bitte eines Jüngers, der mit Jesus durch das Land zog und sein Verhältnis zu Gott bewunderte, machte Jesus einen eigenen Vorschlag: Er empfahl ein Gebet, das später unter dem Namen „Vaterunser“ in die Geschichte eingegangen ist. Es ist kurz, klar und enthält all das, was ein Mensch, der am Seil hängt, für sein Leben braucht.
Wer in dieser säkularen Welt seinen christlichen Glauben retten will, sollte sich angewöhnen, dieses wunderbare Gebet täglich zu sprechen. Das „Seil“ kann nicht halten, wenn es nicht in einem Gegenüber verankert ist. Jesus spricht mit seinem Vater; das ist beten. Wir brauchen im Gebet ein Gegenüber, einen Partner, dem wir uns anvertrauen können. Ohne ihn kann es keine Verankerung geben. Jesus fügt sogar eine Qualifizierung hinzu, indem er ihn mit „Vater“ anspricht. Das Gegenüber ist nicht ein anonymes Gebilde, keine höhere Macht, sondern ein Vater. Wer in seinem Leben das Glück gehabt hat, einen guten Vater zu haben, der weiß dieses Geschenk zu schätzen. Ein guter Vater lässt seine Kinder nicht im Stich, er ist immer für sie da. Darum ist es Jesus so wichtig, vor den Menschen über seinen Vater zu sprechen. Fast in jedem Kapitel der Bibel wird eine Seite des Gottesbildes beschrieben, das Jesus der Welt vermitteln wollte. Natürlich ist Gott verborgen – aber der Verborgene kann nah und gegenwärtig und doch unverfügbar und entzogen sein. Ohne ein Gegenüber, ohne Verankerung in der Gotteswirklichkeit findet das Seil keine Stabilität; auch das Beten ist nicht möglich. Damit das Seil zu Gott nicht reißt, fordert der Apostel Paulus die Gemeinde in Ephesus auf: „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17). Damit wollte er nicht sagen, wir sollten vom Morgen bis zum Abend beten, sondern wir sollten das Beten nie aufgeben. Es darf kurz und wortarm sein, aber voller Vertrauen. Sicher werden oft die Zweifel an der Wirksamkeit des Betens nagen. Wir werden oft fragen: Kann das Gebet uns retten? Die Zweifel werden genährt von den quälenden Erfahrungen und Enttäuschungen, als das Gebet uns in dramatischen Nöten nicht geholfen hat. Jesus stellt sich im heutigen Evangelium gegen diese Auffassung mit der Zusage: „Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben …“ (Lk 11,9). Vielleicht ist es nicht die Erfüllung unserer konkreten Bitte, sondern ein Halt in einer schwierigen, ausweglosen Situation.
Schwestern und Brüder,
bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 bahnte sich eine weitere lebensbedrohende Situation an. Die Steinbachtalsperre drohte zu brechen und das ganze dahinter liegende Land zu überschwemmen. Um das zu verhindern, musste am Fuß der Sperrmauer mit einem Bagger ein Loch gebohrt werden, um das Wasser abfließen zu lassen. Dieses Unternehmen war wegen der angebrochenen Sperrmauer lebensgefährlich. Der Chef einer ansässigen Baufirma, Hubert Schilles, erklärte sich bereit, mit einem Bagger in die Tiefe zu fahren und den Schaden zu beheben. Er wollte keinen seiner Mitarbeiter mit dieser lebensgefährlichen Aufgabe betrauen. Das Werk gelang. Als der „Held“, der er nicht sein wollte, nach seinen Gefühlen gefragt wurde, die er bei dieser waghalsigen Aktion empfunden habe, antwortete er: „Ich hatte den Rosenkranz in der Tasche; dreimal habe ich mich gesegnet und Gott um das Gelingen dieses Unternehmens gebeten. Dann habe ich den Bagger an die gefährliche Stelle gefahren und das Werk begonnen.“ In einem Fernsehinterview ergänzte er: „Der Herrgott hat mich an diese Stelle gestellt.“ - Es ist das Anliegen Jesu, mit jedem Menschen im Kontakt zu bleiben. Dazu will er allen, die ihn bitten, den Heiligen Geist schicken. Er soll das Seil zu Gott stabilisieren. Dieses Seil schenkt den Menschen Sicherheit und Halt. Aber Jesus will uns diese Verbindung nicht aufzwingen. Er lädt uns ein, wie der Freund im Evangelium zudringlich zu sein und die Hilfe von Gott zu erbitten. Wer das tägliche Beten einstellt, kann es auch nicht in der Not. „Not lehrt beten“, kann eine wahre Volksweisheit sein. Sie kann aber auch ganz stumm machen und in die Verzweiflung treiben. Darum sollen wir täglich das Seil zu Gott im Gebet überprüfen und mit dem „Vaterunser“ stabilisieren. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

Aktuelle Informationen: