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Lesungstexte

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Predigt zum 23. Sonntag im Jahreskreis

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

in wichtigen Anliegen gibt es das bis heute noch, dass Menschen Briefe mit ihren Bitten und Forderungen an Vorgesetzte richten. Und wenn ein privater Brief nichts hilft, dann greift man zum Mittel des offenen Briefes, der im besten Fall von vielen unterzeichnet ist. So kann Forderungen Nachdruck gegeben werden. Und dann gibt es auch noch private Briefe, die irgendwie an die Öffentlichkeit gelangen und meistens großen Wirbel verursachen. Im Brief des Paulus an Philemon haben wir eine Variante des privaten Briefs, der an die Öffentlichkeit gelangt ist. Wir können davon ausgehen, dass Philemon selbst den an ihn andressierten Brief veröffentlicht hat. Vielleicht war er stolz, Post von Paulus zu bekommen, vielleicht ermaß er die Sprengkraft dieses Briefes, vielleicht haben Gemeindemitglieder ihn dazu gebracht, ihn weiter zu verteilen in ganz Kleinasien. Wir wissen es nicht.

Der Inhalt des Briefes lässt sich ganz leicht zusammenfassen: Der Sklave Onesimus hat Ärger mit seinem Besitzer bekommen und ist abgehauen. Onesimus sucht den inhaftierten Paulus auf und Paulus erzählt ihm von Christus. Onesimus lässt sich taufen, und es entsteht ein ganz tiefes Band zwischen Onesimus und Paulus. Schließlich schickt Paulus Onesimus zurück zu seinem Herrn und gibt ihm einen Brief mit. Darin bittet er Philemon nicht zu bestrafen sondern ihn anzunehmen, nicht als Sklaven sondern als geliebten Bruder im Herrn. 

Dieser Brief hat Geschichte gemacht. Mag es in der Welt auch ungerecht zugehen, in der christlichen Gemeinde haben alle die gleiche Würde, den gleichen Wert. In dieser Aussage ist Feuer drin, legt sie doch die Axt an die Wurzel der antiken Gesellschaft. Das, was Paulus da schreibt, braucht Zeit, um sich durchzusetzen, dafür gibt es genügend biblische und außerbiblische Zeugnisse. Als z. B. der frühe Sklave Kallixtus am Anfang des 3. Jahrhunderts römischer Bischof wurde, kam es zu einer Zerreißprobe sondergleichen für die Einheit der Gemeinde. Für Paulus jedenfalls ist klar: Die christliche Gemeinde ist in ihrem Umgang miteinander – wenigstens im Ideal – Gegenbild zur weltlichen Gesellschaftsordnung mit allem Oben und Unten. Die neue Welt ist egalitär.

Schwestern und Brüder,

in der frühen Kirche waren es viele Sklaven, Freigelassene Frauen, fortschrittlich Denkende, die dieses neue Miteinander attraktiv fanden. Der Gekreuzigte hat alle freigekauft durch seine Hingabe. Das war tiefste Überzeugung. Ja, man könnte sagen: Glaube verändert Beziehungen. Wir haben das bei Paulus und Onesimus gesehen: Der entlaufene Sklave Onesimus wird für Paulus zum Kind im Glauben. Philemon und Paulus sind schon eng miteinander, weil Paulus schon ihn getauft hat. Und Philemon? Der sieht in seinem Sklaven womöglich zum ersten Mal den Menschen Onesimus und die Kraft, die er aus dem Glauben schöpft.

Wir hören diesen Brief an Philemon heute am ersten Sonntag der Schöpfungszeit. Und da liegt es nahe, nach seiner Aktualität heute zu fragen. Die Befreiungstheologie hat die unheilen Zustände in vielen Ländern der Erde mit dem Begriff „strukturelle Sünde“ umschrieben. Strukturelle Sünde ist Sünde, die im System verankert ist. Bei dem Begriff geht es also um Vorstellungen, Dogmen, Gesetze, die Unrecht am Laufen halten. Und die gilt es zu überwinden aus der Überzeugung heraus, dass Gott „die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht sondern das ewige Leben hat.“ Als Getaufte und Gefirmte haben wir hier eine Sendung. In der Antike waren die christlichen Gemeinden Avantgarde, was gesellschaftliche Entwicklungen betraf. Und heute? Wenn wir ernst nehmen, dass am Kreuz die neue Schöpfung begann, dann ist es auch an uns mitzuhelfen, dass unser Planet Erde auch in Zukunft bewohnbar bleibt. Dann ist es auch an uns, am Bild des Onesimus zu lernen. „Der Nützliche“ heißt sein Name übersetzt, und wo wurde er auch behandelt. So wird auch die Erde behandelt. Und Philemon, und damit auch wir, haben zu lernen, diese Erde neu anzunehmen, nicht mehr als nützlich sondern als neue Familie. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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