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Lesungstexte

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Predigt am 5. Fastensonntag 2022

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

Haben Sie das auch schon einmal erlebt, dass Sie jemand – mit oder ohne Grund – vorgeführt hat? Bloßgestellt vor anderen Menschen? Und niemand ist an Ihrer Seite, der Sie in Schutz nimmt? Das tut richtig weh. Man schämt sich und fühlt sich ohnmächtig ausgeliefert. Wut steigt in Ihnen auf, aber sie verändert die Situation nicht. Solche Situationen gibt es leider vielfältig und besonders gehäuft in der digitalen Welt, aber auch in von Konkurrenz belasteten Arbeitssituationen. Es sind schmerzvolle Erfahrungen, die niemand einfach so abschüttelt und vergisst. So ähnlich geht es der namenlosen Frau im heutigen Evangelium. Sie ist bei einer Sünde ertappt worden, die nach dem jüdischen Recht mit Steinigung bestraft werden kann. Die Schriftgelehrten und Pharisäer führen diese Frau einer Volksmenge vor, die Jesus im Tempel lehrt. Bislang hat er im Zentrum als Lehrer gestanden. Nun wird die Frau in die Mitte gestellt, so dass jeder sie sieht. Sie kann keinem der bloßstellenden Blicke ausweichen. Umringt von Männern, von denen sie nichts Gutes erwarten kann. Und nun wird sie auch noch zum Objekt degradiert. Die Schriftgelehrten und Pharisäer benutzen sie, um Jesus auf die Probe zu stellen und ihn anklagen zu können. Niemand spricht mit ihr, es wird über sie gesprochen, als wäre sie kein Mensch und nichts wert. Auf einen Schlag hätten diese beiden Gruppen die Chance, gleich zwei Menschen zu verurteilen: Jesus und die Ehebrecherin. Eine gefährliche Situation für beide. Jesu Verhalten beeindruckt. Er schweigt und bleibt ruhig. Er schreibt mit dem Finger etwas in den Sand. Der Erzähler des Textes verschweigt, was er schreibt. Und erst als die Hartnäckigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer zur Aufdringlichkeit wird, spricht er. Seine Worte überraschen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Dann wendet er sich wieder seiner Schreibarbeit im Sand zu. Mit diesen Worten kippt die Situation, wird die gefährliche Spannung durchbrochen und eine Wende eingeleitet. Niemand will der Erste sein. Jesus hat die Anwesenden in ihrer Schwäche ertappt; aber im Unterschied zu ihnen stellt er sie nicht bloß. Seine Worte sind nicht konfrontativ, aber „anstößig“: Sie bewegen, das eigenen Gewissen zu überprüfen. Ein guter Seelsorger und Beichtvater! Am Ende der Erzählung stehen nur noch Jesus und die Ehebrecherin auf der Bühne des Geschehens. Wieder eine heikle Situation: eine Frau, noch dazu eine Ehebrecherin, allein mit einem Mann. Die ersten Worte Jesu sind Balsam auf der Seele der Bloßgestellten. Er fragt, wo ihre Ankläger geblieben sind und ob niemand sie verurteilt habe. Endlich spricht die Frau. Sie wird durch Jesu Worte wieder zum Subjekt, sie erhält ihre Würde zurück. Sie begegnet einem verständnisvollen Jesus, der sie anschaut. Sie kann endlich sprechen. Der Druck durch die Menschenmenge und die eigene Scham fallen von ihr ab. Schließlich hört sie die befreienden, erlösenden Worte Jesu. Eine Last fällt von ihr ab.

Schwestern und Brüder,

ja, so ist Jesus: Seine Vergebung eröffnet Zukunft. Die Frau bekommt eine neue Chance. Jetzt ist es an ihr, sie auch wirklich zu nutzen. In der Vorbereitung auf den Gottesdienst heute, habe ich einige Zeit gebraucht, um den Roten Faden zu finden, der alle Schriftlesungen durchzieht. Dann ging mir auf: Das Thema ist die Zukunft, die Gott seiner Schöpfung und uns Menschen eröffnet. Im Text aus dem Buch Jesaja, der sich an die Judäer richtet, die im babylonischen Exil sind, heißt es: „Siehe, ich mache etwas Neues!“ Das Volk darf heimkehren und kann mit Gott neu beginnen. Und das funktioniert nur, wenn sie befolgen, was Jesaja auch sagt: Denkt nicht mehr an das, was früher war, auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr!“ Und Paulus wir es im Philipperbrief für sich ähnlich formulieren: „Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung.“ Neubeginn aller Orten. Das gilt auch für das Motto der Misereor-Fastenaktion: Es geht! Gerecht! – heißt es da. Es geht um eine gerechte Welt. Damit die entsteht, ist es auch an uns, Altes zu vergessen und neu zu beginnen – nicht zuletzt mit einem solidarischen Lebensstil. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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