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Lesungstexte

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Predigt zu Neujahr

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

in einer Zeit, in der Masken zu gängigen Accessoires werden, kommt den Augen und dem Blick eine noch größere Bedeutung zu. Wenn jemand zusätzlich zur Gesichtsmaske noch eine Mütze trägt, bleiben in der Tat vom Gesicht nur noch die Augen sichtbar. Auf den Blick kommt es jetzt an und auf die Stimme.  Nur an diesen beiden Äußerungen kann ich noch entdecken, wie es dem Menschen mir gegenüber wohl geht. In einer Anweisung für Lektorin für die erste Lesung des heutigen Gottesdienstes heißt es: „Der so genannte „Aaronitische Priestersegen“ ist in verdichteter Sprache formuliert. Die darin enthaltenen bildreichen Aussagen sind zu schön, um in einer halben Minute „herunter-gelesen“ zu werden. – Stellen Sie sich vor Ihrem inneren Auge eine Szene mit einem geliebten Menschen vor, dem Sie diesen Segen voller Inbrunst und mit all Ihrer Liebe mit auf dem Weg geben wollen. Legen Sie diese Inbrunst und diese Liebe in die Lesung hinein!“ Darum geht es: Wir sind angesprochen von diesem Segen. Er will uns guttun. Das spüren wir an dem Blick und der Stimme der Person, die ihn uns vorträgt, die sich in diesem Moment in den Dienst Gottes stellt. Romano Guardini hat den Blick Gottes einmal als bergend beschrieben. Gottes Blick stellt nicht bloß, „er hütet. Von ihm gesehen sein, heißt nicht preisgegeben werden, sondern umfangen sein, im Tiefsten berührt.“ In unserer Liturgie wird der sogenannte aaronitische Segen gerne gesprochen, und es gibt in der Kunst unzählige Gemälde, die Christus oder Heilige beim Segnen zeigen. Im lateinischen Ritus sind beim Handsegen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger ausgestreckt und weisen auf die Dreifaltigkeit hin, die beiden anderen Finger sind zurückgebogen und verweisen auf die göttliche und menschliche Natur Jesu Christi. In der orthodoxen Tradition, auf vielen Ikonen dargestellt, sieht das ganz anders aus: Da berühren sich beim griechischen Segen Daumen und Ringfinger der rechten Hand, während der Zeigefinger aufrecht steht sowie der Mittelfinger und der Kleine Finger leicht nach innen gekrümmt werden, um so die Buchstaben IC-XC als Abbreviatur für den Namen „Jesus Christus“ (Ἰησοῦς Xριστός) zu bilden. Dabei ergeben der gerade Zeigefinger das I (Iota), der gekrümmte Mittelfinger das C (finales Sigma), die zusammengelegten Daumen und Ringfinger das X (Chi) und der kleine wiederum gekrümmte Finger das zweite C.“ Und: Es entsteht zwischen Daumen und Ringfinger und den leicht gebeugten anderen Fingern so etwas wie ein Zelt, eine Höhle: In Gottes darf ich mich bergen. Er umhüllt und umgibt mich. Ich finde es schön, so einen Segen im ersten Gottesdienst des neuen Jahres zugesprochen zu bekommen.

Aber damit nicht genug: Uns wird heute nicht nur Segen zugesprochen, uns werden heute auch zwei wunderbare Tipps für das neue Jahr 2022 gegeben. Den einen Tipp verdanken wir dem Evangelium. Da hieß es: „Maria bewahrte all diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ – Für mich bedeutet das: Gröle keine Parolen mit, schrei nicht in jeder Diskussion dazwischen, sprich nicht einfach alles nach, sondern erwäge alles in deinem Herzen. Sei also besonnen. Das Herz ist für Semiten nicht der Ort der Gefühle sondern des Verstandes, die Personmitte. Wie oft wünschte ich mir in den Diskussionen unserer Zeit mehr Zuhören, mehr Besonnenheit, mehr Interesse an der Wahrheit anstelle von Ideologie. Da kann Maria ein gutes Vorbild sein: Schlaf erst einmal eine Nacht drüber, oder zwei, dann klärt sich vieles.

Und den zweiten Tipp entnehme ich dem Abschnitt des Paulusbriefes an die Gemeinden in Galatien. Hier geht es um Freiheit und um Gotteskindschaft. Es kann im neuen Jahr nicht darum gehen, Erwartungen zu erfüllen, es allen recht machen zu wollen oder Sklave von Terminkalender oder Karrierestreben zu werden. Es geht darum, als Kind Gottes zu leben, getragen von seiner unendlichen Liebe und befreit von allem Leistungsdruck. Wir sind befreit zu einem Leben, in dem Gottes Geist in unserem Herzen den Ton angeben soll.

Schwestern und Brüder,

das dürfen wir mitnehmen aus diesem Gottesdienst am Neujahrstag 2022:

  • Stelle dich jeden Tag bewusst unter den bergenden Segen Gottes.
  • Wenn dich etwas aufwühlt, dann mach es wie Maria: Erwäge es erst einmal in deinem Herzen und denke darüber nach.
  • Und drittens: Lass dich nicht versklaven sondern lebe als Kind Gottes in dem Raum der Freiheit, den Gott dir geschenkt hat. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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