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Lesungstexte

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Predigt zu m Dreifaltigkeitssonntag 2022

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,
Diversity ist eines der großen Wörter unserer Zeit. Gemeint ist damit der bewusste Umgang mit Vielfalt in der Gesellschaft. Vielfalt ist in diesem Zusammenhang unbedingt positiv konnotiert als ein Pool an verschiedenen Individuen, die je Eigenes ins Gesamt der Gesellschaft, des Betriebes oder auch der Kirche einbringen. Es geht schlicht und einfach um wertschätzendes Miteinander ohne Diskriminierung und Ausschließeritis aller Art. Innerkirchlich hat in diesem Zusammenhang die Aktion „Out in church – Für eine Kirche ohne Angst“ Anfang dieses Jahres für Aufsehen gesorgt. Im Nachklang entsteht nun ein neues kirchliches Arbeitsrecht, das versucht, der Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerechter zu werden. Kritik am Konzept der Diversity kommt von jenen, die in zu viel Vielfalt eine Gefährdung für die Einheit sehen. Eine Welt, in der jede und jeder sich selbst designen kann und muss, wird eine egoistische Welt. Es geht dann halt um meine Selbstoptimierung und eben nicht um den Nächsten.
Im Grund genommen ist die Diskussion um Diversity und Einheit eine theologische Debatte, die die Kirche in den ersten Jahrhunderten des Christentums vor eine Zerreißprobe stellte. Sie ahnen es: Einheit und Vielfalt – Das ist nichts anderes als das heutige Festgeheimnis: Der eine Gott in drei Personen. Theologiegeschichtlich war es bis zu diesem Bekenntnis ein weiter Weg. Synoden und Konzilien berieten, Bischöfe wurden verbannt und wieder eingesetzt, selbst auf den Marktplätzen stritt man darüber, wie das zusammengeht, das Bekenntnis zu einem Gott und Jesus und dem Heiligen Geist, die ja auch Gott sind. Eine Erfindung dieser Zeit ist übrigens das Wort Person. Das gab es vorher nicht, wurde aber nun neu ins Wörterbuch aufgenommen, um das Geheimnis Gottes näher umschreiben zu können. Dieser theologischen Präzisierung zur Seite standen Bilder, Worte der Poesie, um Gott zu beschreiben. Irenäus von Lyon sagte zum Beispiel: „Der Sohn und der Heilige Geist sind die beiden Hände des Vaters, mit denen er uns anrührt, uns umfasst und uns nach seinem Bild und Gleichnis gestaltet.“ Was die ersten Jahrhunderte des Christentums theologisch diskutiert wurde – Einheit und Vielfalt in Gott -, ist nun zur gesellschafts- und kirchenpolitischen Debatte geworden: Diversity und Einheit. Und auch die Fehler, die gemacht werden, sind die gleichen wie damals: Die einen überbetonen die Einheit, die anderen die Vielfalt. Wie in der theologischen Debatte braucht es auch heute die Bereitschaft, beide Aspekte zusammenzudenken und miteinander zu versöhnen.
Schwestern und Brüder,
Gottesbild und Menschenbild bedingen einander. Wo Gott nur einer und eine Einheit ist, da wird es schwierig mit Vielfalt und Toleranz. Und wo es nur viele Gottheiten gibt, die oft sogar einander widerstreiten, da wird es schwierig mit dem Einenden und Verbindenden. Und schließlich: Wo Menschen behaupten, alles von Gott und seinem Willen zu wissen, da wird er seines Wesenskerns beraubt und zum Götzen. Gott ist bleibend Geheimnis, und auch einen Menschen kann ich nie ganz und gar verstehen, bleibt er doch Gottes Ab- und Ebenbild und somit selbst Geheimnis. Über den großen Theologen Augustinus wird Folgendes erzählt: „Vom heiligen Augustinus wird erzählt, dass er am Meer spazieren ging – damals, als er an seinem großen Werk über die Dreifaltigkeit Gottes arbeitete.
Dort beobachtete er ein kleines Kind, das ein Loch in den Sand gegraben hatte und nun mit einer Muschel in der Hand immer wieder zum Wasser lief, Wasser schöpfte, zurück rannte und das Wasser in das Loch goss. Darauf lief es wieder zum Wasser, schöpfte und wiederholte das Ganze immer aufs Neue.
Nach einiger Zeit fragte Augustinus: „Was machst du denn da?“ Und das Kind antwortete ihm: „Ich schöpfe das Meer in dieses Loch!“
Augustinus schüttelte den Kopf und sagte: „Du kleiner Narr, das ist doch ganz unmöglich. Du kannst doch das große, weite Meer nicht in dieses kleine Loch füllen!“
„Du lachst über mich, aber du bildest dir ein“ meinte daraufhin das Kind und blickte den großen Gelehrten durchdringend an, „dass du die Größe und Unergründlichkeit Gottes mit deinen kleinen Gedanken ausschöpfen kannst!?“
So ist das mit Gott: Er ist unverfügbar, der Mensch genauso. So ist das mit Gott: Er ist einer, der Mensch genauso in seiner Einmaligkeit. So ist das mit Gott: Er ist Vielfalt, der Mensch genauso, weil: „Das ich wird am Du.“ So ist das mit Gott: Er ist Liebe pur, der Mensch genauso, wenn er sich schenkt und nicht nur nimmt. Amen

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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