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Lesungstexte

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Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis

von Pfarrer Markus Fiedler

Schwestern und Brüder,

Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie sind mitten in Afrika in einem Nationalpark. Es ist dunkelste Nacht, etliche Stunden vor Sonnenaufgang. Da dringt lautes Brüllen einer ganzen Horde von Raubtieren an Ihr Ohr. Es sind Hyänen auf der Suche nach Beute und sie streichen brüllend um Ihr Zelt. Stundenlang – bis die Sonne aufgeht. Hätten Sie da noch schlafen können? Was hätten Sie gemacht? Hätten Sie gebetet? – Genau diese geschilderte Szenerie hat der Priester und Autor Thomas Frings erlebt. Und er ist erschrocken darüber, dass er in dieser Situation eben nicht gebetet hat. Ihm sei in aller Klarheit alles Mögliche durch den Kopf gegangen, aber er habe nicht gebetet. So sagt er es in seinem Buch „Gott funktioniert nicht. Deswegen glaube ich an ihn.“ Das Erlebnis in Afrika bringt ihn dazu, sein Beten zu reflektieren. Wären die Hyänen verschwunden, wenn er Gott darum gebeten hätte? Wäre die Sonne früher aufgegangen? Hätte sich ein besseres Beutetier zu den Hyänen verirrt? Nein, weil Beten eben mit Bestechung nichts zu tun hat. Beten heißt in Beziehung bleiben, heißt oft aber auch, die Unverfügbarkeit Gottes aushalten. Dass er eben nicht tut, was ich will und mir dennoch voller Liebe zugewandt ist. Beten heißt, einer zusätzlichen Dimension vertrauen, die mich umfängt und die es gut mit mir meint. Beten heißt, im Herzen zu wissen, dass nicht einmal das Sterben mein Leben auslöscht.

Und warum soll ich vor diesem Hintergrund beten, wenn es doch eh nichts bringt? Nun, Beten heißt Eintauchen in die Gegenwart Gottes, und dieses Eintauchen lehrt, die Welt anders, nämlich mit Gottes Augen, zu sehen. Im ersten Brief an Timotheus zeigt uns Paulus die Perspektive Gottes: Gott will, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.“ Und an dieser Rettungsmission Gottes dürfen wir Mitwirken – im Gebet aber auch im konkreten Zupacken, das aus diesem Beten folgt. Der Prophet Amos, der uns vorhin begegnet ist, war ein frommer Mann. Er war durch das Gebet hellsichtig geworden. Und nun erhebt er seine Stimme gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung im Staat Israel. Ihm stößt es auf, dass einige den Hals nicht voll kriegen und andere hungern müssen. Es macht ihn zornig, dass Menschen betrogen werden durch Fälschung von Gewichten und Verpackungsgrößen. Es schreit zum Himmel, wie Witwen um ihre Häuser gebracht werden, um den Reichtum weniger zu mehren. Ich staune übrigens darüber, wie aktuell Amos bis heute geblieben ist, möchte aber heute den Schwerpunkt auf den gehörten Abschnitt aus dem ersten Timotheusbrief legen. Der ist nämlich auch aktuell. Er fordert nämlich zur Fürbitte auf „für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können.“ Damals hatte die junge Christenheit unter den ersten Verfolgungen durch die Regierenden zu leiden, dabei wollte sie doch einfach nur im Frieden leben. Diesen Wunsch haben wohl alle Menschen, die unterdrückt werden. Diesen Wunsch haben die Menschen in der Ukraine genauso wie viele in Russland, danach sehnen sich die Menschen in Syrien, in Äthiopien. Sie alle müssen erleben, wie ohnmächtig sie sind, wenn sich die Herrschenden einbilden, Krieg spielen zu müssen. Und deshalb heißt es, für die Regierenden zu beten, für demokratisch gewählte Regierungen ebenso wie für Diktatoren und Unrechtsherrscher. Paulus ist davon überzeugt, dass dieses Gebet „recht und wohlgefällig ist vor Gott.“ Beten eröffnet Handlungsoptionen und befreit aus der Ohnmacht. Und Beten ist Freiheit. Das Beten kann mir niemand nehmen. Jeden und jede kann ich Gott ans Herz legen, selbst meinen schlimmsten Feind. Ihn bei Gott abgeben, das macht sogar frei und entfeindet mich.

Schwestern und Brüder,

Beten ist etwas zutiefst Menschliches, und es ist kostbar. Mag Thomas Frings die Nacht bei den Hyänen überlebt haben, ohne zu beten, so hat er doch sein Beten überprüft und auf ein neues Fundament gestellt. Sein Buch heißt mit vollem Titel eben nicht nur „Gott funktioniert nicht“ sondern „Gott funktioniert nicht – Deswegen glaube ich an ihn.“ Amen

25. Sonntag im Jahreskreis

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Postbauer-Heng

Sonntag 10:30 Uhr St. Elisabeth
1. u. 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr Ezelsdorf
2., 4. u. 5. Samstag im Monat 18:00 Uhr St. Elisabeth

Heilige Messen in der Pfarrei Seligenporten
Sonntag 09:00 Uhr
1. Samstag im Monat 18:00 Uhr

Öffnungszeiten Pfarrbüro

Montag und Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 8.30 - 12.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag: 8.30 - 12:00 Uhr

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